Malachowski

[767] Malachowski, alte gräfliche Familie, angesessen im Palatinat Liradie; daraus zeichneten sich bes. aus: 1) Stanislaw I., Krongroßmarschall von Polen, welcher 1699 bevollmächtigter Minister der Krone Polen beim Frieden von Karlowitz war u. bedeutenden Einfluß hatte. 2) Stanislaw II. Sanct Nalecz, geb. 1736 in Krakau, war Großreferendar der polnischen Krone u. Marschall der Conföderation u. des Reichstages von 1788–92; er ist der Urheber der Constitution vom 3. Mai 1791, widersetzte sich kräftigst der russischen Partei, unterzeichnete 1700 mit dem Könige von Preußen einen Allianztractat, dessen Zweck es war, Polen vor fremder Herrschaft zu schützen, unterhandelte 1792 mit dem sächsischen Gesandten wegen der Succession auf dem polnischen Throne, unterstützte nach dem Ausbruche des Krieges Polen beträchtlich, widersetzte sich fruchtlos der Targowiczer Conföderation u. flüchtete, wegen dieses Widerstandes in Gefahr gekommen, nach Wien; obgleich er zur Revolution 1794 gar nicht mit gewirkt hatte, wurde er doch 1799 in Warschau arretirt u. blieb ein Jahr in Krakau verhaftet; 1807 trat er wieder unter die Waffen, wurde gleich nach der Organisation des Großherzogthums Warschau Präsident des Senats u. starb den 29. Decbr. 1809. 3) Kasimir, Verwandter des Vor., geb. 1765 im Palatinat Nowogrodeck in Lithauen, trat 1786 als Kanonier ein, wurde 1788 Offizier, 1794 Major u. commandirte bei Raclawicze die Artillerie; nach der dritten Theilung Polens flüchtete er nach Wien zu M. 2), ging 1799 als Major in französische Dienste u. wurde an der Trebbia verwundet u. gefangen.1803 machte er als Oberstlieutenant die Expedition nach S. Domingo mit u. gerieth dort in die Gefangenschaft der Engländer; er wurde 1807 Oberst des ersten Linieninfanterieregiments des Herzogthums Warschau, machte 1812 den Zug gegen Rußland mit, wurde an der Beresina Brigadegeneral u. 1813 bei Leipzig gefangen u. auf Ehrenwort entlassen; 1815 war er Commandant von Modlin u. nahm 1818 den Abschied, schloß sich aber 1830 der Revolution an, organisirte im Januar 1831 die Truppen auf dem rechten Weichselufer, kämpfte am 24. u. 25. Februar dieses Jahres auf dem linken Flügel des polnischen Heeres bei Bialolenka, führte im März unter Skrzynecki die dritte Division, wurde bei Ostrolenka verwundet, schlug am 14. Aug. d. J. den ihm angetragenen Oberbefehl aus u. nahm ihn nothgedrungen am 22. Aug. an, übergab ihn aber schon am 9. Septbr. zu Modlin an Rybinski; weigerte sich mit Uminski am 25. Septbr., die russische Amnestie anzunehmen, u. ging mit seiner Familie nach Frankreich, wo er erst in Fontainebleau lebte, bis er sich in Chantilly ankaufte, wo er den 5. Jan.1845 starb; ihm wurde dort 1846 ein Denkmal errichtet. 4) Gustav, Großneffe von M. 2), geb. 1797, schloß sich der Revolution 1830 an u. wurde Minister des Auswärtigen, doch trat er noch im December zurück; im Januar 1831 aufs Neue Minister, blieb er es bis zum Mai; ging nach der Eroberung Warschaus nach Frankreich u. st. dort 1835.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 767.
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