Skrzynecki

[193] Skrzynecki (spr. Skrschinezki) 9, Jan Boneza geb. 8. Febr. 1788 in Galizien, studirte auf der Universität in Lemberg bes. Mathematik, trat als Freiwilliger 1806 in das Infanterieregiment Malachowski der damaligen polnischen Nationalarmee, zeichnete sich 1809 im Feldzug gegen Österreich aus wurde Capitän im Regiment Czartoryski, ebenso 1812 im Russischen Feldzuge, wo er Bataillonschef wurde, zog sich mit nach Sachsen u. Frankreich zürück u. beschützte 1814 bei Arcis sur Aube mit seinem Bataillon Napoleon, welcher sich in demselben beim Angriff feindlicher Cavalltrie einschloß. Nachdem Polen 1815 unter russischer Oberhoheit wieder zu einem Königreich constituirt worden war, erhielt S. vom Großfürsten Constantin 1815 das Commando des 8. Infanterieregiments der 2. Brigade. Beim Ausbruch des Polnischen Aufstands im Rov. 1830 betheiligte er sich nicht, verließ gar mit dem Großfürsten Constantin Warschan, kehrte aber am 3. Decbr. dahin zurück u. trat nun den Insurgenten; er ward vom Generalissimus Radziwill zum Brigadegeneral ernannt, zeichnete sich bei Dobre (17. Febr. 1831) aus, befehligte bei Grochow (25. Febr.) eine Division u. erhielt 25. Febr. an Radzivils Stelle den Oberbefehl über. das polnische Heer, siegte Ende März bei Wawre u. Dembe Wielkie, drang bis Iganie aut Bug vor u. zog sich dann vorsichtig gegen Warschau zurück. Den in Lithauen u. Volhynien ausgebrochenen Aufstand unterstützte er, indem er den Insurgenten Hülfe sandte u. Mitte Mais die russischen Garden bis nach Tykoczyn zurückdrängte, wurde jedoch bei Ostrolenka vom General Diebitsch den 28. Mai geschlagen. Dies mehrte die Zahl seiner Feinde, welche ihm schon früher sein strenges soldatisches Wesen, seine Vorliebe für die Kriegszucht, seine Begünstigung des alten Heeres u. des Adels u. sein. frommes Wesen zugezogen hatte, u. als die Unfälle beim Heere zunahmen, enthob ihn der Reichstag am 10. August des Oberbefehls. S. diente nun als Freiwilliger bei dem Heere, his am 15. August bei der Blutnacht in Warschau auch sein Leben in Gefahr kam; er floh zu dem Corps Ramorinos u. dann zu dem Rozyckis, mit welchem er nach Warschaus Fall auf österreichisches Gebiet ging. Er begab sich nun nach Prag, wo er eine Zeitlang in der Stille lebte, bis er nach Belgien ging, um dort den Oberbefehl zu übernehmen. Aber, bald. wurde er auf den bestimmten Antrag Rußlands, Österreichs u. Preußens von Belgien 1839 als Divisionsgeneral in Disponibilität gestellt. Er lebte darauf in Brüssel in gänzlicher Zurückgezogenheit, erhielt 1857 von der österreichischen Regierung die Erlaubniß zum Aufenthalt in Krakau u. st. daselbst 12. Januar 1860.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 193.
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