Schlehendorn

[224] Schlehendorn (Schlehenstrauch, Prunus spinosa, P. sylvestris, Acacia germanica), Strauch, 6–8 Fuß hoch, wächst auf dürren Bergen, Ackerrändern, in Hecken u. Vorhölzern; die kleine weiße Blüthe kommt oft schon in der Mitte des April, sehr dicht u. früher als die Blätter, zum Vorschein, blüht aber zum großen Theil taub, daher die Früchte, Schlechen, nur sparsam sind; diese haben die Größe die Weinbeeren, reifen im September u. October. haben reif eine schwarzblaue Farbe, mit hellblauem Puder überzogen, grünes Fleisch von herbem, zusammenziehendem Geschmack u. einen Steinkern. Die Blätter stehen wechselweise, sind elliptisch, gezahnt, oben glatt, unten filzig. Die Zweige sind mit scharfen, langen Dornen besetzt. Die Vermehrung geschieht durch Schößlinge od. Samenkerne. Wenn der S. blüht, nimmt man an, daß keine starken Nachtfröste mehr erfolgen. Blüthe u. Wurzeln werden zu blutreinigendem Thee benutzt; letztere dienen auch gegen Obstructionen u. befördern den Appetit. Die Blüthen mit Wein aufgegossen machen Laxiren, treiben den Harn u. Sand aus den Nieren. Die Früchte werden frisch erst dann einigermaßen genießbar, wenn sie ein starker Frost getroffen hat; getrocknet u. abgekocht geben sie einen labenden Trank für Kranke. Man macht sie auch mit Zucker u. Essig ein; sie werden zu Essig u. Branntwein benutzt, auch zu Schlehenwein (Vinum pruneolarum sylvestrium), indem man die Kerne mit den reifen Früchten zerstößt u. sie mit Traubenmost vergähren läßt; der Wein ist roth, von angenehmem Bittermandelgeschmack u. Geruch. Mit Äpfelmost u. Branntwein liefern die Schlehen ein angenehmes, von den Engländern Rumpunk genanntes Getränk. Auch werden die Schlehen zur Verbesserung zähen Weines benutzt. Der aus Blättern u. jungen Zweigen gepreßte Saft ist adstringirend u. kommt in Blasen gefaßt in den Handel; der ausgepreßte u. eingedickte Saft der unreifen Schlehen (Schlehenmuß, Roob prunorum sylvestrium, s. Succus acaciae germanicae) war sonst officinell. Das Holz wird zum Verdornen junger, im Freien stehender Bäume, in den Gradirhäusern, auch zu Faschinen bei Uferbauen gebraucht. Die Rinde kann zum Gerben des Leders u. zum Rothfärben auf Wolle gebraucht werden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 224.
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