Silvānus

[106] Silvānus (d.i. Waldmann), 1) altitalischer Feld-, Wald- u. Heerdengott, Sohn des Saturnus od. Faunus, od. des Krathis u. einer Ziege, od.[106] Sohn der Römerin Valeria Tusculanaria, welche ihn von ihrem Vater in einem Walde (daher sein Name) gebar. Die pelasgischen Tyrrhener verehrten ihn als Gott der Äcker u. Beschützer des Viehes in Hainen, dafür erhielt er im Herb st ein Opfer von Milch, Ähren u. Baumfrüchten; auch betete man zu ihm (als Mars S.) für die Erhaltung der Heerden mit einem Opfer von Speltmehl, Speck, Fleisch u. Wein; auch Schweine wurden ihm geschlachtet. Jedes Landgut hatte drei Silvanussäulen: eine am Hause (S. domestĭcus, Sanctus S. Larum), eine mitten in der Flur (S. agrestis) u. eine an der Grenze (S. orientalis), daher er auch als Grenzgott galt; als solchem opferte man ihm Trauben. Gebärenden Weibern war er gefährlich (s. Deverra). Im Volksglauben blieb er ein bloßer Wald- u. Feldgott, welcher oft des Nachts seine Stimme aus dem Walde erschallen ließ; in der Priesterlehre deutete man ihn später, wie Pan, als Symbol des Ursprungs der Dinge. Abgebildet wurde er als munterer bärtiger Greis, mit einem Fichtenkranz bekränzt; in der Rechten eine Hippe, in der Linken einen Ast od. eine Cypresse; weil er zu dem Pangeschlecht gezählt wurde, gab man ihm auch Ziegenfüße u. überhaupt halbthierische Gestalt, auch Ziegenohren. In Rom wurde er im Tempel des Hercules verehrt u. war außerdem Schutzherr des Flavischen Geschlechtes (daher S. Flaviorum). Ein uraltes, nach der Sage von Pelasgern gegründetes Heiligthum des S. war der Lucus Silvani (Hain des S.), am Cärefluß in Toscana, in einem dunkeln, von schwarzen Tannen umschlossenen Thal. 2) Plautius S., Prätor unter Tiberius; hatte seine Gemahlin Apronia aus dem Bett gestürzt, daß sie gestorben war; deshalb von seinem Schwiegervater L. Apronius verklagt, wollte er sich selbst mit einem Dolche ermorden, welchen ihm seine Großmutter Urgutania geschickt hatte, doch ließ er sich nachher die Adern öffnen. Seine erste Gemahlin Numantia hatte er verklagt, daß sie ihn hätte vergiften wollen, doch wurde sie freigesprochen. 3) Gavius, Kriegstribun unter Nero, sollte dem Seneca sein Todesurtheil verkündigen, schickte aber einen seiner Centurionen zu ihm. Übrigens war er damals selbst schon in der Verschwörung gegen den Kaiser begriffen. 4) S., Begleiter des Saloninus, s.d. 5) S., so v.w. Silas 1). 6) S., ein Franke, römischer Feldherr in Gallien, warf sich in Köln zum Gegenkaiser von Constantius auf u. ließ denselben durch Meuchelmörder umbringen um 355.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 106-107.
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