Simplon

[118] Simplon (spr. Sängplong, ital. Sempione), 1) (Monte Leone), 10,835 Fuß hoher, begletscherter Berg in der Kette der Lepontischen Alpen auf der Grenze des Schweizercantons Wallis u. Piemonts; über denselben ist die erste großartige Alpenstraße aus der Schweiz nach Italien, die Simplonstraße angelegt; sie beginnt bei Gliß unterhalb Brieg im Rhonethal (2250 Fuß hoch) u. führt über die 6218 Fuß hoch gelegene Paßhöhe 25 bis 30 Fuß breit u. mit einem Falle von nur 21/2 Zoll (auf das Klafter 31/2 Proc.) durch sieben in die Felsen gesprengten Gallerien (die großartigste die 683 Fuß lange Gallerie von Gondo), über 611 größere u. kleinere Brücken (darunter die 91 Fuß hohe Crevolabrücke über die Diveria) durch wilde u. großartige Gebirgslandschaften (Schlucht bei Gondo, Vedrothal, Yesellaschlund) an 20 für die Reisenden erbauten Schutzhäusern (Refuges), dem neuen 1840 vollendeten, an der Paßhöhe stehenden Bernhardinerhospiz, welches jährlich[118] durchschnittlich 12–13,000 Reisende aufnimmt, vorüber u. über die Ortschaften Brieg, Simpeln, Gsteig, Gondo (letztes Schweizerdorf), Iselle (Sitz der italienischen Grenzbehörden), Davedro, Crevola in 14 Stunden (mit dem Eilwagen in 11) nach Domo d'Ossola (942 Fuß hoch). Die Straße wurde bis 1806 auf Befehl Napoleons I. zunächst der 1800 leichtesten militärischen Verbindung mit Italien wegen von Céard für 18 Mill. Frcs. gebaut, von denen die Hälfte Frankreich, die andere Hälfte die damalige Cisalpinische Republik bestritt; sie erfordert noch jetzt gegen 60,000 Frcs. Unterhaltungskosten. Der Paß über den S. ist schon 117 v. Chr. von einem römischen Heere überschritten worden, früher führte nur ein Fuß- u. Reitweg über ihn. Am S. 109 v. Chr. Schlacht. zwischen den Cimbern u. Römern, 1799 zwischen Österreichern u. Franzosen; 27. Mai 1800 Übergang des Generals Bethencourt; im März 1814 zerstreuten bei dem dritten Schutzhaus (Berisal genannt) die Walliser einen italienischen Heereshaufen. Vgl. La route du S., Basel 1823; Karte u. Plan der Simplonstraße, ebd. 1824. 2) 1810–15 Departement des Kaiserthums Frankreich, so v.w. Wallis, das angeblich seine Verpflichtungen in Hinsicht der Simplonstraße gegen Frankreich nicht erfüllt hatte u. daher mit jenem vereinigt wurde. Vgl. Schiner, Le departement du S., Sion 1812.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 118-119.
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