Wespe

[117] Wespe (Vespa), 1) Hautflüglergattung aus der Familie der Wespen, die Arten in sich begreifend, bei denen der Oberkiefer nicht viel länger, als breit; länglich viereckig, vorn schief abgestutzt, die Unterlippe dreitheilig, der Mittellappen fast herzförmig ist Diese W-n leben gesellig, theilen sich in Männchen, Weibchen u. Geschlechtslose, von denen die beiden letzten Stacheln haben, bauen sich Nester (Wespennester) von geschabtem Holz, darin Scheiben mit sechseckigen Zellen, in die Erde od. an Bäume od. an das Innere der Dächer. Diese Gattung ist wieder zerfällt worden in die Untergattungen Pappwespe (Polistes) u. 2) Eigentliche W. (Vespa), die Mitte des Kopfschildvorderrandes ist abgestumpft u. hat an jeder Seite einen Zahn, der Hinterleib ei- od. kegelförmig. Dazu die Arten: a) Hornisse (s.d.); b) Gemeine W. (V. vulgaris), schwarz, der Kopf gelb u. hat einen schwarzen Punkt in der Mitte, die Brust schwarz mit mehren gelben Flecken, die Ringe des Hinterleibes gelb u. schwarz u. haben schwarze Flecken im Gelb; schädlich durch Stechen, durch Benagen u. Verderben des Obstes, Anfressen des Fleisches, Abfangen der Bienen; bauen an Bäumen od. in die Erde ein Nest mit gemeinschaftlicher Umgebung; zu ihm führt ein einen halben bis anderthalben Fuß tiefes Loch; es besteht aus Abschabseln von faulem Holze, welches sie wie graues Löschpapier zubereiten, hat einen Ein- u. Ausgang u. ist nicht selten einen Fuß dick; es umfaßt gegen zwölf parallel- u. horizontalliegende Waben (Stockwerke), mit sechseckigen, nach unten gerichteten Zellen (oft 10,000, ja 16,000 an der Zahl) u. mit Stützsäulen versehen. An diesem Neste arbeiten Männchen, Weibchen u. Geschlechtslose, beide letztere am meisten, jene helfen meist das Nest rein halten. Die Larven spinnen sich nach drei Wochen ein, acht Tage nachher kriechen sie aus u. helfen das Nest erweitern. Die erste Brut sind [117] Geschlechtslose, später kommen Weibchen u. Männchen, doch in geringerer Anzahl (bei 30,000 W-n ungefähr 400 Männchen u. eben so viel Weibchen). Im Winter gehen sie fast alle, bis auf einige stärkere Weibchen, durch Frost unter. Was noch von Larven vorräthig ist, wird herausgerissen. Die übrig gebliebenen Weibchen fangen, jede für sich, ein neues Nest an. Das Baumnest hat gewöhnlich nur eine Öffnung, nahe am Boden; bei großen Colonien wird indeß oft noch eine zweite Öffnung hinzugefügt. Die Wespenstiche erzeugen sehr schmerzhafte Geschwülste u. können, in Menge bekommen, selbst gefährlich werden. Umschläge von frischer Erde, Lehm, Thon, kaltem Wasser od. Einreibungen von Baum- od. Leinöl, Zwiebelsaft, Salmiakspiritus beruhigen u. stillen den Schmerz einigermaßen. Ist der Stachel zurückgeblieben, so muß er entfernt werden. c) Mittelwespe (V. media), etwas größer als die gemeine W., das Weibchen fast noch einmal so groß als das der vorigen, baut das Nest unter Dächer, auch an Baumzweige, ist in Lebensart sonst der obigen gleich; V. rufa, V. cincta u. m. a. Arten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 117-118.
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