Zütphen [1]

[755] Zütphen, 1) Bezirk der niederländischen Provinz Geldern; 102,000 Ew.; 2) Hauptstadt hier, an der Yssel (mit Schiffbrücke) u. Berkel; Festungswerke, schöne Spaziergänge, 6 Kirchen, Lateinische Schule, Physikalische Gesellschaft, man fertigt Kattun, Leder, Leim, Papier, Bier; 13, 980 Ew. – Z. bestand schon im 10. Jahrh. als Stadt u. war damals Sitz eigener Grafen, welche 1021 Vasallen der Bischöfe von Utrecht waren. Graf Wichmann kommt um 1000 zuerst vor u. Gerhard, welcher 1107 ohne Erben starb, beschließt die Reihe der Grafen, worauf Z. an die Grafen von Geldern fiel. Z. gehörte zur Hansa, in kirchlicher Hinsicht später zu Münster, wurde aber 1500 den Bischöfen von Deventer übergeben. Im Niederländischen Kriege ergriff es die Partei der Patrioten u. Alba eroberte es 1572 unter allen rebellischen Städten zuerst, ließ auch sämmtliche Bürger hinrichten. Kurz darauf wurde Z. zwar von der Partei des Prinzen von Oranien wieder genommen, kam aber schon 1583 wieder in die Hände der Spanier. 1584 u. 1586 belagerten die Truppen des Herzogs von Parma Z., aber erst 1591 bekam es Moritz von Oranien durch Kriegslist, indem sich als Bauern u. Bauernweiber verkleidete holländische Soldaten ins Fort einschlichen. Es verblieb hierauf den Generalstaaten. 1672 eroberten die Franzosen unter Philipp von Orleans Z. u. schleiften es, die Werke wurden aber wieder hergestellt u. bestehen jetzt aus neun Bastions. 1795 fiel Z. ohne Widerstand in die Hände der Franzosen u. auch 1813 wurde es bei der Schwäche der Besatzung (300 Mann) u. der Unzufriedenheit der Bewohner am 24. Novbr. bei dem ersten Erscheinen der Preußen unter Oppen erobert, s. Russisch-Deutscher Krieg S. 588.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 755.
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