Gerhard [1]

[224] Gerhard (männlicher Vorname, der Kraftvolle, der Vertheidiger. I. Fürsten: A) Graf von Elsaß (Nordgau): 1) G., Sohn des Grafen G. von Egisheim, folgte 1065 seinem Vetter Heinrich u. st. um 1078. B) Herzöge von Geldern: 2) G. I. von Wessenberg, heirathete Ermengard, die Erbin des Grafen Otto II. von Geldern, folgte 1113 seinem Schwiegervater u. st. 1128. 3) G. II., Sohn des Vorigen, folgte 1128 seinem Vater u. regierte bis 1141; er war vermählt mit Clementine, Gräfin von Gleisberg. 4) G. III., des Vorigen Enkel u. Sohn des Grafen Heinrich, regierte 1178–1183; obgleich zweimal vermählt, hinterließ er keine Erben, daher folgte ihm sein Bruder Otto II. (III.). 5) G. IV., regierte 1203–1229; über sie alle s. Geldern (Gesch.). C) Grafen von Holstein: 6) G. I., Sohn Adolfs IV., folgte diesem 1240 unter Vormundschaft seines Stiefvaters, des Herzogs Abel von Schleswig, regierte, seit 1246 majorenn geworden, bis 1281, wo er starb, s. Holstein (Gesch.); er war vermählt mit Adelheid von Mecklenburg. 7) G. II. der Große, Enkel des Vorigen, Sohn Heinrichs I., folgte 1210 seinem Vater, regierte Anfangs mit seinem Bruder Johann IV. u. wurde 1314 von einem jütländischen Edelmann, Nils Jeysen, ermordet, s. ebd.; er war vermählt mit Helene von Sachsen-Lauenburg. 8) G. III. (VI., indem mehrere[224] nicht regierende Prinzen mit gezählt werden), Enkel des Vorigen, Sehn Heinrichs II., folgte diesem 1381, wurde 1386 auch Herzog von Schleswig u. fiel 1404 auf einem Zuge gegen die Dithmarsen; er war vermählt mit Katharine von Brandenburg. 9) G. IV. (VII.), Sohn des Vorigen, geb. 1404; stand seinen Brüdern gegen die Dänen bei, vermählte sich 1433 mit Agnes, Tochter des Markgrafen Bernhard von Baden, u. st. zu Emmerich am Rhein noch in demselben Jahre. D) Grafen von Jülich: 10) G. I., Graf um 1009 u. 1029. 11) G. II., Graf um 1081. 12) G. III., zu Anfang des 12. Jahrh. 13) G. IV. der Jüngere, des Vorigen Sohn u. seit 1125 Nachfolger; er lebte noch 1136. 14) G. V., starb um 1143, s. Jülich (Gesch.). 15) G. VI., Sohn Wilhelms IV., Herr von Caster, folgte 1297 seinem Bruder Waleran u. starb 1329. 16) G. VII. von Jülich u. Berg, Graf von Ravensberg, Sohn Wilhelms, folgte 1437 seinem Oheim Adolf IX. in Jülich u. Berg u. st. 1475; er war vermählt mit Sophie, Tochter des Herzogs Bernhard von Sachsen-Lauenburg; sein Nachfolger war sein älterer Sohn Wilhelm VIII. E) Grafen u. Herzöge von Lothringen: 17) G. I., rief 900, mit den Grafen Stephan u. Matfrid, König Ludwig III. von Deutschland nach Lothringen, erschlug Arnulfs unehelichen Sohn, König Zwendibold von Lothringen, u. heirathete dessen Gemahlin Oda. 906 wurden G. u. sein Bruder Matfrid, weil sie Kirchengüter an sich gerissen hatten, vom Grafen Konrad von Franken bekriegt u. bald darauf von Ludwig dem Kinde geächtet. 18) G. II. der Große, Graf zu Lothringen u. Elsaß, geb. 1024; folgte 1048 seinem Oheim Albert, als erster Erbherzog von Lothringen u. regierte bis 1070; ihm folgte sein Sohn Dietrich II. F) Graf von Oldenburg: 19) G. der Kriegerische, Bruder Christians, erhielt 1460 von demselben, als er Herzog von Schleswig u. Holstein wurde, die Grafschaft Oldenburg, s. Oldenburg (Gesch.). G) Herzog von Schleswig, s. Gerhard 8).

II. Geistliche Fürsten: A) Erzbischöfe von Bremen: 21) G. I. u. 22) G. II., regierten nach einander im 13. Jahrh. 23) G. III., regierte 1442–1463, s. Bremen (Herzogthum). B) Bischöfe von Lüttich: 24) G. von Groesbeck, aus einer Geldernschen Familie, folgte 1563 auf Robert u. st. 28. December 1580. C) Erzbischöfe von Mainz: 25) G. I., Sohn des Wildgrafen Konrad, Erzbischof seit 1251, der Felonie schuldig, wurde er 1256 vom Herzog Albrecht dem Großen von Braunschweig gefangen u. nach Braunschweig abgeführt; 1257 losgelassen, starb er 25. September 1259, s. Mainz (Gesch.). 25) G. II. von Eppenstein, Erzbischof 1288–1305, s. ebd. D) Ordensmeister: 27) G., gen. Tum od. Tunc, stammte aus Amalfi od. aus Martiques in der Provence, ging mit nach dem Gelobten Lande, wurde Vorsteher des Hospitals in Jerusalem, stiftete hier 1113 den Johanniterorden u. wurde dessen Großmeister; er starb um 1120. 28) G. von Rickesort od. von Bedefort, wurde 1188 der Großmeister der Tempelherren substituirt u. fiel 1189 gegen die Sarazenen. 29) G. von Jocke, 1307–1327 Heermeister des Deutschen Ordens in Livland.

III. Heilige: 30) St. G., geb. 890 zu Staves in der Diöcese Namur, diente in seiner Jugend unter dem Grafen Berengar von Namur u. wurde durch ein Traumgesicht bewogen in Brogne 918 ein Kloster zu bauen; trat darauf als Mönch in St. Denys ein u. übernahm 928 die Leitung des Klosters Brogne, bis 957, wo er am 3. October starb. Bei seinem Leichnam geschahen allerlei Wunder, weshalb ihn Innocenz II. canonisirte; Tag: 3. October. 31) St. G., unter König Andreas I. von Ungarn 1047–60 Bischof von Csanad, wurde von der heidnischen Partei über die Felsenabhänge des nahe bei Ofen liegenden u. nach ihm genannten Gerhardsberges gestürzt u. fand so seinen Tod.

IV. Gelehrte u. Künstler: 32) G. von Cremona, geb. 1114 in Cremona; studirte in Toledo u. st. 1187 in Cremona; er übersetzte Ptolemäos Almagest nach einer arabischen übersetzung, den Kanon des Avicenna, des Albucasis Heilmethode. 33) Gerhardus magnus, s. Groot (Gerhard). 34) Meister G., deutscher Baumeister u. Steinmetz des 13. Jahrh.; wahrscheinlich der Erbauer des Domes in Köln 1248.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 224-225.
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