Gerhard [2]

[225] Gerhard, 1) Andreas, gen. Hyperius, geb. 1511 zu Ypern in Flandern, machte Reisen in Frankreich u. England, trat aus der Katholischen zu der Reformirten Kirche über u. wurde 1542 Professor der Theologie in Marburg, wo er 1564 starb. Er schr.: De formandis concionibus sacris, Bas. 1563, u. Aufl. von Wagnitz, Halle 1781; De Theologo, Bas. 1556; Methodus theologiae, ebd. 1567. 2) Johann, geb. 17. October 1582 in Quedlinburg, studirte seit 1599 in Wittenberg Jena u. Marburg Theologie, wurde 1606 Superintendent in Heldburg, 1608 (od. 1610) Generalsuperintendent in Koburg, wo er 1613 Theil an der Visitation der thüringischen Kirchen nahm, u. 1616 Professor in Jena, wo er 17. (20.) August 1637 starb. Er schr.: Meditationes, 1606 u.ö.; Loci communes theologici, Jena 1610–25, 9 Thle., Genf 1639, 3 Bde., Frankf. 1657, 3 Bde.; bearbeitet von I. F. Cotta 1762–81, 20 Thle., mit Register von H. Müller, 1788 f., 2 Thle.; Commentarius in harmoniam historiae evang. de passione et resurrectione Christi, 1617, u. zu mehreren biblischen Büchern; Methodus studii theol., 1620; Schola pietatis, 1632; Confessio catholica et evangelica, 1634, 3 Thle.; Lebensbeschreibung von Fischer, Kob. 1723. 3) Wilhelm, geb. 1780 in Weimar, war früher Kaufmann in Leipzig, gab aber sein Geschäft auf u. widmete sich der Schriftstellerei, wurde sachsen-meiningenscher Legationsrath u. starb, auf der Rückreise aus der Schweiz, in Heidelberg 2. October 1858. Er war Besitzer des Gerhardschen Gartens in Leipzig, worin Poniatowski's Denkmal, das Sommertheater u. die Struvsche Trinkanstalt befindlich sind. Er übersetzte: Anakreon u. Sappho, Lpz. 1818; Sakontala, ebd. 1819; u. schr.: Sophronia, Magdeb. 1822; Spaziergang über die Alpen, Gotha 1823; Gedichte, Lpz. 1826–1828, 4 Thle. (der 3. u. 4. Theil unter dem Titel: Wila); Wie genweihe (lyrisches Festspiel), ebd. 1828; Blick auf einige Steuerverhältnisse im Königreich Sachsen, ebd. 1831; Napoleons Rückkehr, ebd. 1841; übersetzte auch Knowles, Das Weib, ebd. 1834; R. Burn's Gedichte, ebd. 1840 etc. 4) Eduard, geb. 1795 in Posen, wurde 1816 Lehrer am Gymnasium daselbst, dann Privatdocent der Philosophie in Breslau;[225] aus Sorge für seine Gesundheit reiste er nach Italien, wo er lange blieb, sich für das Studium der Archäologie entschied u. in Rom das Institut für archäologische Correspondenz stiftete; 1832 kehrte er zurück u. wurde Archäolog am königlichen Museum in Berlin; 1833 reiste er wieder nach Italien, 1836 nach England u. 1837 nach Griechenland in archäologischem Interesse; von da nach Berlin zurückgekehrt, wurde er Professor der Archäologie an der dortigen Universität; er schr.: Lectiones Apollonianae, Lpz. 1816; Della basilica Giulia, Rom 1823; Del dio Fauno e de' suoi regnari, Neap. 1825; Venere Proserpina illustr., Rom 1826; Prodromus mythologischer Kunsterklärung, Münch. 1828 (der Text zu den antiken Bildwerken, ebd. 1827, Fol.); Neuerworbene antike Denkmäler des königlichen Museums in Berlin, Berl. 1836–40; Archemoros u. die Hesperiden, ebd. 1838; Etruskische Spiegel, ebd. 1830–45, 2 Bde.; Auserlesene griechische Vasenbilder, 1. bis 3. Bd., ebd. 1839–47, fortgesetzt als Vasenbilder griechischen Alltagslebens, 1. bis 4. Theil, ebd. 1852–56; Griechische u. etruskische Trinkschalen des königlichen Museums in Berlin, ebd. 1840, Fol.; Über die Hermenbilder auf griechischen Vasen, ebd. 1856. Auch gab er mit Panofka Neapels antike Bildwerke, Stuttg. 1828, heraus, besorgte die Herausgabe der Annalen des Instituts für archäologische Correspondenz u. arbeitete mit an Platners u. Bunsens Beschreibung von Rom.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 225-226.
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