Hundehaar

1. Hundehaar heilt Hundebiss.

It.: Con la pella del cane si sana la morditura. – Del can che morde, il pelo sana. (Bohn I, 89 u. 91.)


2. Mancher kann nichts denn Hundshar in Händel hacken.Lehmann, 914, 8.


*3. Allerley Hundshaare mit hineinhacken (darunterhacken).Luther's Tischr., 479a.

Etwas verderben, verschlimmern, böse machen. »Wenn man etwas will verbösern vnd verderben, so muss man einen Wurm in handel setzen, Senff darzu anrichten, versäwern, versaltzen, den Compass oder das ziel verdrehen, ein Essig Fässlein darzu legen. Medium fermenti totam massam corrumpet. Hundshar darin hacken, ein Pfeffer oder Brühe darüber machen, mit einer schwartzen bürst darüber faren. Mäussdreck vnter Pfeffer mischen, der Drummel ein loch machen, dem Kranz ein blum nach der ander aussrupffen, der Freud den boden aussstossen, eines gewin vnd nutzen verwunden.« (Lehmann, 774, 1.)


*4. Doar sünd Hunn'nhoar mank (oder: tüschen) hackt (streugt).Schiller, III, 5a; Stralsunder Chronik, I, 55; Dähnert, 199a; Globus, VIII; Baltische Studien, XIII, 122.

Um zu sagen: Dazwischen ist Unfriede gebracht. Von Händeln und Zwistigkeiten aller Art. In einer Handschrift des Germanischen Museums (Nr. 3015a), die dem Ende des 16. oder dem Anfang des 17. Jahrhunderts angehört, heisst es: »Recipe katzenhaar, die langen, die vmb den mundt sind, vnd hundshaar desselbigengleichen, vnd wüerff sie zwyeschen die zwey wan sie essen oder mit eynander trincken vnd sprich darneben: ich beschwere euch bey alle den hellischen Geistern, das ihr seit gute Freunde als katz vnd hundt.« (Vgl. Zeitschrift für Mythologie, III, 321.)


*5. He hät Hunnehôr tortwisken hackt. (Lippe.)

Ungehörigkeiten bei der Sache verübt.


*6. Hundehaare auflegen.Eiselein, 391; Körte, 3046; Frischbier2, 1748.

Wenn jemand sich berauscht hat, nimmt der Volksglaube an, dass der Katzenjammer nur durch dasselbe Getränk, von welchem zu viel genossen wurde, geheilt werden könne. – Sich mit dem heilen, was das Uebel veranlasste. Diese Grundregel der Homöopathie war sprichwörtlich dem Volke schon lange vor Hahnemann bekannt. Ein erfrorenes Glied reibt man mit Schnee, ein verbranntes hält man ans Feuer, auf eine blutende Wunde legt man die Axt, eine Beule drückt man mit Messer oder Schlüssel, und so war auch einst die Meinung herrschend, wer von einem Hunde gebissen werde, solle, damit die Wunde leichter heile, einige Haare desselben auflegen.

Böhm.: Čims sobĕ ublížil, tím se leč. (Čelakovsky, 301.)

Frz.: Du poil de la beste qui te mordit ou de son sang serais query. (Bovill, II, 62; Leroux, I, 125.) – Poil (dit Bacchus) du mesme chien est au pion souverain bien. (Leroux, I, 110.) – Prendre du poil de la bête. (Lendroy 131; Leroux, I, 94; Kritzinger, 68b; Körte, 3046.)

Holl.: Leg er haar van den hond op.

Lat.: Eius qui te mordit pilis vel sanguine curabere. (Bovill, II, 62.) – Si perfusa mero fuerint tua tempora sero, sumito mane meri pocula sicut heri.


*7. Hundshar aflögn. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 899-900.
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