Pfeffer

1. Das ist eine andere Art von Pfeffer, sagte der Teufel, als er in Schafkötel biss.

Frz.: C'est une autre pair de manches. (Lendroy, 968.)


2. Der Pfeffer bringt den Mann aufs Pferd und die Frau unter die Erd'.Eiselein, 508; Simrock, 7795; Körte, 4726; Sailer, 212; Bremser, 24.

Bei allen sehr reizbaren, mit leicht beweglichen Fasern begabten, also besonders weiblichen Körpern bringen Reizmittel, wie Pfeffer, überhaupt Gewürze, Weine, leicht eine Ueberreizung hervor. Das Blut wird dadurch in eine heftige Wallung gesetzt, der Kreislauf auf eine stürmische Art beschleunigt und die Kräfte des Körpers werden vor der Zeit erschöpft. Auf Männer indess, die viel Strapazen auszuhalten haben, können die genannten Reizmittel wohlthätig wirken. (Vgl. darüber. Bremser, 24.) Nach einem holländischen Sprichwort hat der Pfeffer in Verbindung mit Baumwolle eine ganze Stadt aufs Pferd gebracht.

Holl.: Het wit (katoen) en zwart (peper) hebben Venetië rijk gemaakt. (Harrebomée, II, 368.) – Peper helpt de mannen te paard, en de vrouwen onder de aarde. (Harrebomée, II, 179b.)


3. Der Pfeffer hilft 'em Rüter uff's Pferd und 'em Wybervolch i d' Erd'. (Solothurn.) – Schild, 57, 19.

In Schwaben: Der Pfeffer hilft dem Mann aufs Ross, dem Weib aber ins Gras. (Birlinger, 413.)


4. Der Pfeffer ist schwarz und doch will jeder davon haben.Grubb, 773.

Frz.: Le poivre est noir, et si chacun en veut avoir. (Kritzinger, 548a.)


5. Der Pfeffer wächst nicht in der lüneburger Heide.

Schwed.: Peparen wäxer intet på hälleberget. (Grubb, 671.)


6. Es ist nicht alles Pfeffer, was beisst.Sprichwörtergarten, 495.

Nicht alles Witz, was so aussieht.


7. Ik hoalle so guet minen Piäper as du dinen Safferoan. (Iserlohn.) – Woeste, 75, 255; ostfriesisch Frommann, VI, 283, 712; Kern, 987.


8. Mancher geht nach Pfeffer aus und kommt gebissen (gepfeffert) nach Haus.


9. Pfeffer gehört zum Wildpret.Wiener Jagdzeitung, 1870, 710b.


10. Pfeffer hat einen scharfen Treffer.


11. Pfeffer ist gut, aber den Augen schadet er.


12. Pfeffer, Kappe und Kalk verdecken manchen Schalk.Schottel, 1136a; Eiselein, 508.

Holl.: Peper, kap en kalk dekken menig schalk. (Harrebomée, II, 179b.)

Lat.: Multos calx celat nequam, piper atque cucullus. (Binder I, 1036; II, 1935; Chaos, 150; Eiselein, 508; Philippi, I, 263; Seybold, 320.)


13. Pfeffer und Kalk verzehren manchen Balg.

Holl.: Peper en kalk verteren menige zaken. (Harrebomée, II, 179b.)


14. Weil der Pfeffer den Zahn nicht beissen kann, beisst er die Zunge.


15. Wer Pfeffer aufs Papier streuen will, muss (darf) die Feder nicht in Milch tauchen.


16. Wer viel Pfeffer hat, wirft ihn unters Gemüse.


17. Wer vil pfeffers hat, der pfeffert auch sein muss.Franck, II, 109a; Tappius, 175a; Eyering, III, 542; Egenolff, 103b; Gruter, I, 83; Lehmann, 558, 8; Lehmann, II, 871, 150; Latendorf II, 31; Chaos, 182; Eiselein, 508; Sutor, 649; Blum, 313; Gaal, 241; Sailer, 201; Simrock, 7797; Körte, 4728; Braun, I, 3239.

»Wem pfeffers menig manglet nit, der pfeffert auch sein brey damit.« (Suringar, CCL, 8.) Wer Ueberfluss an einer Sache hat, der verwendet sie auch auf ungewöhnliche Art. Die Russen: Wer des Kaviars genug hat, schmiert die Räder damit. – Wer zu viel Meth hat, scheuert damit. (Altmann VI, 387 u. 461.)

Engl.: They that have good store of butter may lay it thick on their bread (or put some in their shoes). (Gaal, 1241.) – Who hath spice enough may season his meat as he pleaseth. (Bohn II, 19.)

Holl.: De pepers goeden tijt heeft, pepert sinen pap. (Prov. comm.; Harrebomée, II, 179a.) – Wie pepers te [1254] veel heeft, die pepert zijne boonen. (Bohn I, 344; Harrebomée, II, 179b.)

Lat.: Copia cui piperis, hoc vescitur ipse polentis. (Fallersleben, 242.) – Cui multum est piperis, etiam oleribus immiscet. (Eiselein, 508; Erasm., 779; Fischer, 51, 79; Gaal, 1241; Hanzely, 196; Philippi, I, 100; Tappius, 175a.) – Pipere abundans oleribus illud admiscet. (Seybold, 442.)


*18. Das ist starker Pfeffer.


*19. Den Pfeffer ganz verrühren.

Seinen ganzen Witz verbrauchen.


*20. Den Pfeffer verschütten.

»Damit verschüt er den Pfeffer gar.« (Nigrinus, Inquisition, 581.)


*21. Der Pfeffer ist ihm in die Nase gefahren.

Engl.: To take pepper in the nose. (Bohn II, 174.)


*22. Der Pfeffer war ihm theuer.Eiselein, 508.


*23. Einem den Pfeffer reiben.Schuppius, Schriften, I, 605.


*24. Einem den Pfeffer salzen.Horn, Ges. Erzählungen, XV, 329.


*25. Einem in den Pfeffer kommen.

»Dann ich noch nie hab recht vernummen, wie er euch sey in Pfeffer kummen.« (Murner, Nb., 21, in Kloster, IV, 693.)

*26. Er hat alles1 in einem Pfeffer gegessen.

1) Diese ganze Kunst oder Wissenschaft. – Von denen, die sich sehr wichtig mit ihren oberflächlichen Kenntnissen machen. »Du bist eben ein iurist, wie du hebreisch bist, wa du etwa ein hebreisch wort am fensterbret gelesen hast, so schmetterstu es in dein biechly, alss ob man solt wenen, du hettest dz gantz esrom' vearba in einem Pfeffer gessen.« (Murner, Ob der König von England u.s.w. in Kloster, IV, 932.)


*27. Er hat des Pfeffers genug.

»Der König (Heinrich IV.) aber erstaunt ob solcher vngewonlicher protestation des Papsts vnd, wie man im Sprichwort sagte, vorhin schon des pfäffers genug hatte u.s.w.« (Stumpff, Kaiser Heinrich IV., Hist. LXXXIa.)


*28. Er hat Pfeffer im Arsch.

Die Russen: Brennt der Pfeffer nicht den Magen, so brennt er den Rücken. Wortspiel mit dem Doppelsinn des russischen Worts »pjerjec«, das nicht nur für Pfeffer, sondern auch im Sinn von Hieben und Schlägen gebraucht wird.


*29. Er ist gewesen, wo der Pfeffer wächst. Brandt.


*30. Er reibt Pfeffer mit dem Arsche. (Nürtingen.)

Von jemand, der keine Minute still sitzt.


*31. Er sitzt im Pfeffer bis über die Ohren. (Eifel.)


*32. Er will den Pfeffer pfeffern (würzen).Altmann VI, 515.


*33. Hi hêlt sin Pöbber so gud üüs din Safrân. (Amrum.) – Haupt, VIII, 354, 65.


*34. Ich gebe meinen Pfeffer so thewer, als ein anderer seinen Saffran.Henisch, 1383, 25; Petri, II, 397; Oec. rur., 238.


*35. Ich hale, der Pfaffer beisten.Robinson, 272; Gomolcke, 529.

Ich glaube, der Pfeffer beisst ihn.


*36. Ich halte meinen Pfeffer als er seinen Safran.Frischbier2, 2905.

D.i. ich halte mich für ebenso gut, als er sich nur immer halten mag. (Hennig, 183.)


*37. Ich wolt, dass du werest, wo der Pfeffer wächst.Eiselein, 598; Körte, 4782a; Braun, I, 3240; Frischbier2, 2906; Hennig, 183; für Holstein: Eichwald, 1489.

In Warschau jüdisch-deutsch: Entlauf, wü (wo) der schwarze Feffer wachst, um auszudrücken: Mache, dass du fortkommst.

Frz.: Je voudrais que vous fussiez aux Antipodes. (Körte, 4728; Kritzinger, 30a.)

Holl.: Ik wou, dat hij was, waar de peper groeit. (Harrebomée, II, 179a.)

Lat.: I in malam rem. (Terenz.) (Binder II, 1351.)


*38. Ik hôl min Pêper so gôd as du din Saffran. (Holst.) – Schütze, II, 148; Bueren, 713; Hauskalender, II.


*39. Mein Pfeffer ist so gut als dein Syrup.Sailer, 115; Simrock, 7796; Körte, 4727; Frischbier, 300; Hennig, 183; Braun, I, 3238.

Holl.: Hij wil zijne peper zoo duur verkoopen, als een ander zijnen saffran. – Mijn peper is zoo goed als zijn saffran. (Harrebomée, II, 179a u. 179b.)


*40. Ohne Pfeffer und Salz sein. (Deutz.)


*41. Pfeffer darüber machen.


*42. Pfeffer und Safran von sich geben.

Zur Bezeichnung von Angst, Schreck u.s.w.


*43. Seinen Pfeffer in Zuckerpillen geben.


[1255]

44. Schwartzer Pfeffer lösst das Marck, der Schleim zerreibt, däwung macht stark. Der weisse Pfeffer dient dem Magen, thut Husten und Schmertz der Brust verjagen; nützst du jhn für den Kampf dess Kalten, es wil dir keine Gesundtheit walten. (S. Fenchel.)

Lat.: Quod piper est nigrum, non est dissoluere pigrum. Phlegmata purgabit digestionemque innabit. Leucopiper stomacho prodest, tussisque dolori. (Gärtner, Dict. Prov., S. 3a.)


[1652] 45. Was mags der Pfeffer, dass die Mäuse jhre Lorbern darunter misten?Herberger, I, 236.


46. Wie kann der Pfeffer riechen, der Mäusedreck gewohnet?Schuppius, Tract.


*47. Einem Pfeffer in die Suppe streuen.Frommel VI, 89.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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