Moos

1. Ist kein Moos1 in Schränken, ist doch Pump in Schenken.

1) In der Studentensprache = Geld.


[719] 2. Moos macht den Acker los, Laub macht ihn taub, Stroh macht ihn froh, Mist allein der rechte Dünger ist.Schmitz, 175, 9.


3. Wenn ich Moos habe, sprech' ich den König nachts um zwölf.


4. Wenn Moos auf einem Dache wachsen soll, so muss es lange liegen.


5. Wer auf Moos sich kann betten, macht sich kein steinern Lager.


*6. Aufs Moos kommen.

Eine alte Jungfer werden, als alte Jungfer sterben. Die Schweiz besitzt mehrere Moore, weiche der Volkswitz zum Aufenthalt ledig verstorbener Jungfrauen bestimmt hat. Das bekannteste ist das Moos, das in der obigen Redensart gemeint ist, auf welchem die Mädchen, welche unverheirathet gestorben sind, wie in Baiern Geibitzen (Kiebitze) hüten müssen. Für nicht heirathen gebraucht man auch in demselben Sinne die Redensart: Auf das Gyritze- Moos kommen. In Appenzell: Is Henamoos (ins Hühnermoor) cho; und am Bodensee: ins Gewizzamoos. Im Pinzgau kommen sie auf das Brugger Moos, um dort Bachscheider (Scheite, mit denen der Backofen geheizt wird) zu roseln (sieben, reinigen) und Ladhölzer zu säen, d.h. Bohlen, Pfosten, dicke Breter, wie Getreide zu sieben. Bei Winterthur ist es ein kahler Heideplatz, Gerütze, Geritze oder Grutz genannt, auf dem die alten Jungfern sitzen und Hosen flicken müssen. In Tirol ist das störz'gar (sterzinger) Moos, ein ehemaliger Seeboden von 1/12 Quadratmeile im Umfange und die tiefste Stelle des weiten Thalbeckens von Sterzing, der Strafort für alle Mädchen des ganzen Landes, die durch das Reitern (Sieb) fallen oder ins Moos gehören, d.h. ledig sterben. – Nach dem Volksglauben kriechen sie am Tage als hässliche Moosschnecken herum und tanzen des Nachts als Spukgestalten, oder tragen, wie man in Kastelrut (Kreis Botzen) glaubt, den Junggesellen die Nas- oder Schnupftücher nach. Nach einer andern Volksmeinung müssen sie im nasskalten Moorboden stehen und bis zum Jüngsten Tage das sterzinger Moos mit den Fingern nach Spannen ausmessen, wobei ihnen nur der Trost bleibt, dass auch die alten Junggesellen ihre Züchtigung erhalten. – Die Bewohner der Färöer schicken ihre ledigen Männer in den Nåkarlskrog und ihre unverheiratheten Mädchen auf die Skålebånk. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Nr. 1322, S. 299.)


*7. Da ist kein Moos im Hintergrunde.

»Die Braut kann aus allen Ständen sein, wenn nur Moos im Hintergrunde ist.« (Friedrich Friedrich, Das Buch von der Liebe, Wien 1865.)


*8. Das Moos abmähen.

Wenn man gegen etwas Zartes und Unreifes zu hart verfährt oder den Nutzen vor der Zeit haben will. Von denen, die, sobald nur das Gras anfängt Spitzen zu treiben, es abmähen, ohne es die gehörige Grösse erlangen zu lassen.


*9. Er hat (kein) Moos.

Geld in der Sprache der Studenten und in dieser Bedeutung durch ganz Deutschland bekannt. (S. Mops 7 und Moses.)


*10. Es wechst iehm 's Mies (Moos) aufm Mantel. (Baiern.)

Von alten Studenten, weil früher der Mantel ein wesentliches Kleidungsstück der Studenten war.


*11. Ins brucker Moos kommen. (S. 6.)


*12. Ke Mies onder de Füesse wachsa lô.Tobler, 206.


[Zusätze und Ergänzungen]

*13. Aufs sterzinger Moos wandern. (S. Moos 6.)

Eine alte Jungfer werden. »Und Diandl, was thätst du, wenn treffet mi 's Loos? (Zum Eintritt ins Heer.) Du müsstest halt wandern aufs sterzinger Moos.« (Gartenlaube, 1861, S. 182a.)


*14. Gee hin af des Sterzinger Moos, dort liegt o toadtes Roos, ist Mösser und Gobel dabei, koscht was 's wol' soll sey.

Mit diesem Spruch verweiset man den »Horcher an der Wand« in den unter dem Namen »Sterzinger Moos« bekannten Moorgrund. (Westermann, 25, 618.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1614.
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