Schwager

1. Bei einem Schwager ist die Freundschaft (oder: Lieb' und Dienst) mager.Zinkgref, IV, 406.


2. Bey einem schwager ist lieb vnd dienst mager, aber ein wenig magschafft helt gute freundschafft.

Lat.: Qui consanguineus, mihi firmior extat amicus. (Loci comm., 6.)


3. Der Schwäger Rath ist schlechtes Deputat.


4. Der Schwäger Rath thut nimmer gut (oder: nie gut that).Simrock, 9322; Körte, 5433; Braun, I, 4023.


5. Ein Schwager buckt (stellt) dem andern offt ein bein.Henisch, 550, 52; Petri, II, 225.


6. Ein Schwager, ein Hund beisset den andern gar gern ab, wo er kan.Petri, II, 225.


7. Ein Schwager ist offt ein Spiess.Petri, II, 225.


8. Ein Schwager macht keinen andern.Graf, 141, 46; Kreittmayr, 8.

Bezieht sich auf die Ehehinderungsgründe schwägerlicher Verwandtschaft in früherer Zeit.

9. Ein Schwager und ein fahles Pferd, wenn sie bestehn, ist's lobenswerth.Körte, 5454; Simrock, 9320; Braun, I, 4021.


10. Ein schwager vnd ein erlin bogen, ein schnelle that, nicht wol bewogen, ein alte bruck, ein fales Pferd, wenn sie bestehn, sind lobenswerth.Henisch, 925, 33; Petri, II, 225; Gerlach, 254.


11. Es ist kein besserer Schwager, als wo die Gänse Gras darauf fressen.


12. Es wil kein Schwager wissen, dass ein ander sein Schwager gewesen ist.Petri, II, 304.


13. Es will kein Schwager wissen, wer sein Schwager ist.

Holl.: Geen zwager wil het weten, wie zijn zwager geweest is. (Harrebomée, II, 514b.) – Ten wil gheen swagher weten, dat sijn swagher gheweest is. (Tunn.)

Lat.: Non vult scire socrus quod fuit ipsa nurus. (Fallersleben, 709.)


14. Et is misslik, wer det andern swager is, dar een Kercke voll luyde is. (Westf.) – Tappius, 69a; Körte, 5455b.

Holl.: Het is moeijelijk te zien, wie des anderen zwager is, daar de kerk vol lieden is. (Harrebomée, II, 514a.)


15. Man kann viel Schwäger mit Einer Schwester machen.


16. Schwager halten nicht alle gleich fest.Petri, II, 533.

Span.: Quien con cuñados entra en misa, solo sale de la iglesia. (Cahier, 3351.)


17. Schwager hier, Schwager dâr, bi min un din schedt sück de Fründskup; hast du gên Geld, schêr di van de Wagen.Bueren, 1040; Hauskalender, II.


18. Schwager – hundt.Agricola I, 348; Lehmann, II, 567, 45; Simrock, 9319.

»Ein hundt beweyset nur seinem Herren trewe, andere leutt bellt er an vnd beysst sie; also sind schweger auch, ein yeder trachtet auff seinen nutz. Einem andern, ob er wol sein schwager ist, beysst er gern ab.« Bei Grimmelshausen (Courage) z.B. kommt »Schwager« spöttisch in dem Sinne: Buhle der Frau vor.


19. Schweger sind nymmer besser freunde, denn weyt von einander (oder seldten zusammenn.) [410]Agricola I, 347; Gruter, I, 64; Petri, II, 503; Egenolff, 186b; Latendorf II, 25; Schottel, 1134b; Eiselein, 561; Sailer, 261; Simrock, 9323; Braun, I, 4022; Körte, 546.

Holl.: Zwagers zijn nooit beter vrienden dan ver van elk ander. (Harrebomée, II, 514b.)


20. So mancher Schwager, so mancher Knebelspiess.Simrock, 9327.


21. Viel Schwäger und Brüder machen schmale Güter.Pistor., X, 77; Simrock, 9323.


22. Viel Schwäger, viel Hundsfött. (Oberösterreich.)


23. Viel Schwäger, viel (Knebel-)Spiess.Gruter, III, 88; Lehmann, II, 798, 61; Schuppius, Schr., I, 234; Eiselein, 561; Pistor., X, 76; Körte, 5457; Simrock, 9326.

Aus alter Zeit, da Mann und Lanze noch fast gleichbedeutend war und zu Scherz und Ernst jeder nur gewappnet sich einfand. Bei Hochzeiten wurden, die Braut zu beschützen, die Spiesse mitgenommen. Wenn die Verwandtschaft nun in grosser Zahl erschien, waren auch viel Spiesse vorhanden. Dasselbe galt im allgemeinen von allen Familienfesten.


24. Von der Schwäger (Verwandten) Streit halte dich weit.

It.: Tra carne ed ugna non sia uom che pugna.

Lat.: Ne sis amicos inter arbiter duos.


25. Wenn eine vil Schwäger het, so kan er no Götti werde.Sutermeister, 114.


26. Wer weis, wer des andern swager ist.Luther's Ms., 1.

Mit dem Zusatz: Wenn die Kirch' voll Menschen ist. (Eyering, III, 546.) Die Russen: Es wird einer wol Schwager ohne zu heirathen, aber nicht Eidam. (Altmann VI, 394.)


*27. Schwager, fahr' zu.Eiselein, 561; Braun, I, 4024.

Schwager für Kutscher, ist entstellt aus dem althochdeutschen sweigari, armentarius, sweiga, armentum, wovon in Süddeutschland noch Schweig, pascua, und Schweiger üblich sind. (Grimm, Gr., III, 475.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 410-411.
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