Teig (Subst.)

Teig (Subst.).


1. Aus ungesäuertem Teige kann man wol Matze backen, aber kein Brot.


2. Ein Faul Teich verdirbt offt einen gantzen Kuchen.Friedborn, I, 137.


3. Einer bereitet (knetet) den Teig und der andere bäckt (oder: isst die Kuchen).

Auch russisch Altmann VI, 390.

Dän.: Han bager, det jag degnede. (Prov. dan., 44.)


4. Es muss schlechter Teig sein den der Bäcker selber schilt.

Mit dem muss es schlimm stehen, über den die eigenen Freunde und Verwandten, ja selbst die Aeltern ein schlechtes Urtheil fällen müssen.


[1053] 5. Je besser der Teig durchgearbeitet wird, desto schöner das Brot.Herberger, Ib, 200.


6. Je mehr man den Teig knetet, desto feiner wird das Gebäck.


7. Jeder Teig findet seinen Kneter.


8. Nicht aus jedem Teige kann man Hochzeitskuchen backen.


9. Nur Teig lässt sich kneten.

Schwächlinge lassen sich alles gefallen; wer sich selbst achtet, weist alles Demüthigende und Entwürdigende zurück.


10. Teig ist (noch) kein Brot.


11. Weck'rn bi 't backent Dêg an'n Finger hack'n blifft, de is gîtzig. (Altmark.) – Danneil, 258.


12. Wenn der Teig gemischt, so wird er geknetet; wenn er geknetet, wird er gebacken; der Gast wird nicht gehen, ohne gegessen zu haben. (Lit.)


13. Wenn der Teig verdorben, wie kann der Kuchen gerathen?


14. Wer selber Teig im Ofen hat, dem kann man schon einen Streifen Kuchen geben.

Frz.: A celui qui à son pâté au four on peut donner de son gâteau. (Bohn I, 1.)


15. Wie man den Teig anmachen wird, so wird man die Kuchen backen.


16. Wie Teig, so Brot.


17. Wir sind alle aus Einem Teige gebacken.

Erdenkloss. In der Herzegowina heisst es: Wenn wir auch zweierlei Ursprungs sind, so sind wir doch aus einem Lehm. (Hausfreund, XVI, 519, 89.)


*18. Aus diesem Teige wird kein gut Brot.


*19. Der ist aus demselben Teige gebacken.

Holl.: Hij is uit dezelfde klei gebakken. (Harrebomée, I, 413.)

Lat.: Farinae ejusdem est. (Faselius, 85.)


*20. Der ist von besserm Teige.

Lat.: De meliore nota est. (Faselius, 59.)


*21. Die sind aus demselben Teige gebacken.

Leute gleicher Gattung, von demselben Schlage.

Frz.: Ce sont des gens de même farine. (Lendroy, 718.)


*22. Er ist aus keinem andern Teige als wir.


*23. Er ist nicht vom besten Teige.

Kein empfehlender Charakter. »Der Bäcker ist selbst nicht stets vom besten Teige, besonders wenn er so kleines Brot bäckt, dass er grosse Häuser bauen kann.« Uebrigens hat, wie ein Humorist behauptet, jedes Handwerk sein Häkchen. Der Bierbrauer hat oft Kritiker, an denen Hopfen und Malz verloren ist. Der Friseur muss alle Stadtneuigkeiten auf ein Haar zu ergänzen wissen. Dem Glaser kann jedermann die Arbeit durchsehen; auch kann er am allerwenigsten auf die Waare schlagen. Der Hutmacher hat immer mit Filzen zu thun; und am Ende muss er noch erleben, dass die Leute ohne Kopf zur Welt kommen. Der Korbmacher hat einen Stand, der immer schwieriger wird; denn die Mädchen machen immer weniger Gebrauch von Körben. Der Schuhmacher hat immer Pech. Der Seiler ist freilich edelmüthig, indem er andern empor hilft, während er bei seinem Geschäft rückwärtsgeht, und manchmal alle Stricke reissen. Die Tapezierer erleiden grossen Abbruch durch die Zeitungsschreiber und Kaffeeschwestern, die schon alles aufs Tapet bringen.


*24. Er will aus besserm Teige sein als ich.

Holl.: Hij meent, uit eene andere kleite zijn gevormd dan zijn buurman. (Harrebomée, I, 413a.)


*25. Es ist Teig, den man in jede Form bringen kann.

Von einem Menschen, der zu allem ja sagt, der alles mitmacht, sich alles gefallen lässt.

Frz.: Cet homme est mon comme chiffe. (Lendroy, 419.) – Il est du bois dont on fait les flûtes. (Lendroy, 169.)


*26. Se seng (sind) aus enem Dîg. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 173.

Sie sind von gleicher Art.

Frz.: Ce sont deux hommes de même farine. (Leroux, I, 44.)


*27. Von diesem Teige will ich kein Brot.


*28. Von gutem Teige sein.

Von gutem Zeuge, eine gute Natur haben.


*29. Was nützt der Teig ohne Kruste!

»Der Teig bedarf der Kruste, wenn er ein verwendbares und geniessbares Nahrungsmittel bieten soll. Diese philosophische Kruste der Naturwissenschaften ist der Materialismus.« (Unsere Zeit, Leipzig 1870, Neue Folge, VI, 2, 294.)


*30. Wir sind aus demselben Teige.

Es kann uns ebenso gehen, wir können dasselbe Schicksal haben.

Frz.: Autant nous en pend à l'oeil, à l'orreille. (Lendroy, 1096.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 1053-1054.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Lessing, Gotthold Ephraim

Philotas. Ein Trauerspiel

Philotas. Ein Trauerspiel

Der junge Königssohn Philotas gerät während seines ersten militärischen Einsatzes in Gefangenschaft und befürchtet, dass er als Geisel seinen Vater erpressbar machen wird und der Krieg damit verloren wäre. Als er erfährt, dass umgekehrt auch Polytimet, der Sohn des feindlichen Königs Aridäus, gefangen genommen wurde, nimmt Philotas sich das Leben, um einen Austausch zu verhindern und seinem Vater den Kriegsgewinn zu ermöglichen. Lessing veröffentlichte das Trauerspiel um den unreifen Helden 1759 anonym.

32 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon