Tripstrill

*1. Er ist von Tripstrill, wo die Gänse Haarbeutel tragen. (Thüringen.)

1) Ein Ort in Würtemberg (Neckarkreis, Oberamt Brackenheim), der auch jetzt üblich Treffentrill heisst. (Vgl. Huhn's Lexikon, VI, 308.) – Frischbier2 (632) hat für Ostpreussen Drepsdrell und versteht darunter einen langsamen, einfältigen Menschen. Hennig (53) führt für Bremen Dröpstêrt an. In Schwaben nennt man einen dummen, unbeholfenen Menschen Trilpetritsch, Drallepatsch, in der Schweiz: Larvliwatsch, Darliwatsch. So heisst auch der Kobold, den man in dem Gebrauch des Trilpetritschjagens oder Elbentrotschjagens auch Elbentrotsch nennt. (Vgl. Mannhardt, Zeitschrift für Myth. und Sittenkunde, II, 196; III, 116.) In Pommern wird Trips Trell als Vor- und Zunamen, mit dem Ton auf dem zweiten Worte gesprochen, wie ähnliche derartige Zusammenstellungen; Fritz Kirsch, Hans Dase, Michel Fock u.s.w.


*2. Nach Dripsdrill, wo's die alten Weiber jung male1. (Oberösterreich.)

1) Wol molere. – Man antwortet dies solchen, die sich Täuschungen über etwas machen. Die nordische Mythe und Sage weiss von einer Mühle, welche Gold mahlt. (Baumgarten.) Der Ursprung dieser sprichwörtlichen Redensart, die man anwendet, um eine vorlaute oder unbequeme Frage scherzhaft abzuweisen, ist wenig bekannt. Die meisten bisjetzt erschienenen Sprichwörtersammlungen enthalten darüber wenig oder nichts. J. Christ. Schmid in seinem Schwäbischen Wörterbuch (Stuttgart 1831), kennt wol das sprichwörtlich gewordene Tripstrill seiner Heimat, aber nicht dessen Weibermühle. Es heisst dort: »Z' Tripstril antwortet man Kindern, Einfältigen und Unbescheidenen, wenn man den Namen des Orts selbst nicht weiss oder ihn verhehlen will. Es ist der Name eines Orts in Würtemberg.« – G. Arnold (Album des literar. Vereins in Nürnberg, 1850, S.182): »Auf die Frage: Wohin gehen Sie? sagt der Nürnberger, wenn er meint, das gehe den Frager nichts an u.s.w., nach Trippstril, und lacht in die Faust, weil er meint, der Ort sei gar nicht vorhanden.« Dass die Redensart ihren Ursprung in Schwaben hat, wo so viele sinnige und witzige Sprüche entstanden sind, ist ziemlich bekannt; aber nähere und genauere Kenntniss darüber haben wir erst durch den unermüdlichen Forscher auf diesem Gebiet, den Rector Dr. J. Franck in Edenkoben und zwar durch dessen Artikel Zu Trippstrill im Süddeutschen Sonntagsblatt (Stuttgart 1867; Nr. 29) erhalten, dem ich hier folge. Von Schwaben aus hat sich die Redensart im südwestlichen Deutschland und der Rheinpfalz verbreitet, wo sie einen andern Zusatz erhalten hat und lautet: »Zu Trippstrill, wo die Gäns Hoarbeut'l haww'n un die Ente Barrike.« Die Redensart ist aber auch im nördlichen Deutschland bekannt. Boysen, Dithmarschen Lêder und Stückschen (Leipzig 1865, S. 138), wo man ausserdem noch zu Callies eine Schleifmühle (s.d.) besitzt, um den Fläz abzuschleifen. In den Facetiis facetiarum (Pathapoli 1645, S. 400) lässt sich Philomasius vernehmen: »Wie mich dünkt, seid ihr noch nicht auf der Schleifmühle gewesen.« Nach Fischart besassen auch die Bopfinger im Schwabenlande (B. Auerbach, Die Gelbfüssler, I, 203), eine solche Mühle oder wenigstens einen Schleifstein derart; denn im Gargantua heisst es, dass bei ihnen »ein grober, rauher Bürgermeister newlich den Schleiffstein so verderbt hat, dass man ihn wieder behawen muss«. Ueber den Ursprung unserer Redensart findet man die genaueste und verlässlichste Auskunft in K. Klunzinger (Geschichte des Zabergäus und des jetzigen Oberamts Brackheim, Stuttgart 1841). Der genannte Gau bildet ein angenehmes, gegen den Neckar auslaufendes Thal, in welchem das uralte Dörfchen Trippstrill (auch Treffenstrill geheissen) liegt, dessen Namen es eben ist, der einen so allgemeinen sprichwörtlichen Ruf erlangt hat. Nach Hügel (167) schon 278 n. Chr. von dem römischen Hauptmann Trepho und seiner Gattin Truilla gegründet, daher den Namen tragend, woraus verderbt Trippstrill entstanden. Nicht weit von dem Dörfchen liegt der »Balzhof« und der Ort »Frauenzimmern« mit einer Mühle. Aus diesen[1327] drei Dingen bildete der örtliche Volkswitz eine Pelzmühle, worin Frauenzimmer oder Weiber gemahlen werden. Die älteste Erwähnung geschieht nach Franck in J. P. Mamel's Lust. Gesellschaft, Zippel und Zerbst 1701, S. 127 (in Dresden), eventuell aber schon 1656, als (nach Gödecke, Gr., I, 513) die erste Ausgabe erschien.


*3. Nach Tripstrille reisen.Schles. Allerlei, 1797, 900.

Antwort auf die Frage: Wo gehst du hin? »Hört ir iemannt, der nach uns wolt fragen, den weist zu uns gen Trippstrill.« ...»Den weist zu uns gen Treffentrül.« (Fastnachtspiel, 303, 9 und 759, 32.) Ueber das mythische Tripstrill, wo nach dem schwäbischen Volksglauben die Altweibermühle liegt, vgl. Wolf, Zeitschrift für Mythologie, III, 116.


*4. Wart' ich schick' dich auf Dripsdrill, wo's die Krumpe greha drahn. (Oberösterreich.)

Ich schicke dich u.s.w., wo sie die Krummen gerade drehen.


*5. Zu Trippstrill in der Pelzmühle (s. 3), wo die alten Weiber jung gemahlen werden.


[Zusätze und Ergänzungen]

*6. Zu Tripsdrill, drei Meilen hinterm Kachelofen.Schaltjahr, II, 119.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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