Der Marschall von Luxembourg

[440] Der Marschall von Luxembourg. – Eigentlich hieß er Franz Heinrich von Montmorency, Graf v. Bouteville, und er nahm den Namen eines Herzogs von Luxembourg erst 1660 nach seiner Vermählung mit der Herzogin von Luxembourg an. – Dieser berühmte Französische Feldherr unter Ludwig XIV. war der Sohn des nur wenige Monathe vor seiner Geburt (die 1628 erfolgte) hingerichteten Grafen von Montmoreucy. Er bestimmte sich zum Soldatenstand, und entwickelte zuerst unter Anführung des großen Condé,[440] während Ludwigs Minderjährigkeit, seine großen Talente, die ihm bald die höchsten Ehrenstellen und endlich den Titel eines Marschalls verschafften. Ihm verdankte sein König viele gewonnene Treffen und erhaltne Vortheile in dem Kriege gegen die Niederlande (1672–78), wo er den Prinzen von Oranien, einen ebenfalls sehr guten Feldherrn, schlug; und noch wichtiger waren seine Dienste in dem großen Kriege, der 1688 und in den folgenden Jahren gegen Frankreich von Deutschland, Holland, England, Savoyen und Spanien geführt wurde. Er schlug den König Wilhelm von Großbritannien in den Oestreichschen Niederlanden in mehrern Schlachten, gewann die großen Treffen bei Fleury, 1690, Sternkerken, 1692, und Neerwinden, 1693, erlebte aber nicht das Ende dieses Kriegs, indem er 1695 auf dem Krankenbette starb. Er vereinigte Standhaftigkeit, Kaltblütigkeit und Geistesgegenwart mit einem großen Grade von Kühnheit und Heldenmuth, war sehr scharfsichtig, ungemein leicht und schnell in der Ausführung seiner Plane und Benutzung der Siege, und erhielt weniger durch große Schärfe als durch Herablassung und Theilnahme die strengste Disciplin unter seinen Soldaten, die sich unter seiner Anführung für unüberwindlich hielten. Ueberdieß wird sein Ruhm noch durch seine sehr weit getriebene Uneigennützigkeit und viele Tugenden des Privatlebens erhöht.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 440-441.
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