Albigenser

[42] Albigenser wurden alle Diejenigen genannt, die seit dem Ende des 12. Jahrh. im südl. Frankreich und Oberitalien die röm. Priesterherrschaft zu beschränken und die Einfachheit des Urchristenthums herzustellen sich bemühten; weshalb man auch unter diesem Namen unter Andern die Waldenser [42] begriff. Nachdem sich die geistliche und weltliche Gewalt bemüht hatte, diese angeblichen Ketzer zu bekehren, da sie an dem Grafen Raimund VI. von Toulouse, Roger von Beziers und vielen andern Großen thätige Beschützer fanden, wurde die Ermordung eines päpstlichen Legaten im Gebiete des Grafen, da man diese That ihm aufbürdete, die Veranlassung zu einem Kreuzzuge gegen die Albigenser. Obschon Raimund sich einer schimpflichen Buße unterwarf, so drang doch 1209 das Kreuzheer in die Landschaft Albigevis ein, nahm zunächst die Stadt Beziers mit Sturm, mordete gegen 60,000 Ketzer und verwüstete hierauf die Gebiete Raimund's und seiner Bundesgenossen aufs Gräßlichste. Auf einer Synode zu Montpellier, 1215, erhielt Graf Simon von Montfort, der sich in diesem Kampfe besonders ausgezeichnet hatte, das eroberte Gebiet; doch im fortgesetzten Kriege gegen Raimund verlor er noch in demselben Jahre bei der Belagerung von Toulouse durch einen Steinwurf das Leben. Muthig setzte Raimund den Kampf für seinen Glauben fort; und schon war es seinem Sohne, Raimund VII., gelungen, Simon's Sohn, Amalrich, zur Wiederabtretung des Landes zu zwingen, als dieser sich durch den Papst bestimmen ließ, seine Ansprüche an Frankreich abzutreten. Sofort eröffnete König Ludwig VIII. 1226 einen neuen Kreuzzug gegen die Albigenser, in Folge dessen sich Raimund VII. 1229 zum Frieden unter den härtesten Bedingungen gezwungen sah, nachdem Hunderttausende von beiden Seiten gefallen und die Provence und Oberlanguedoc größtentheils verwüstet waren. Unter franz. Herrschaft vernichteten nach Raimund's Tode die Dominikaner im Vereine mit der Inquisition die letzten Reste der Albigenser in diesen Gegenden; die wenigen aber, welche durch die Flucht in die Gebirge Piemonts und der Lombardei sich gerettet hatten, stifteten dort die sogenannte franz. Kirche, welche sich bis in die Zeiten der Reformation erhielt.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 42-43.
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