Amphitheater

Amphitheater
Amphitheater

[72] Amphitheāter hießen bei den Römern die Gebäude, in welchen die Fechterspiele und Thiergefechte gehalten wurden.

Sie waren von länglichrunder Form, ohne Dach und meist von ungeheurer Größe. Eins der größten Amphitheater, das hier abgebildete Coliseum. welches noch jetzt in seinen Trümmern Staunen erregt, ließ der Kaiser Vespasian und sein Sohn Titus zu Rom, 69–79 n. Chr., durch die gefangenen Juden erbauen. Es war 560 F. lang, über 460 F. breit und 140 F. hoch und seine Außenseite mit Marmor [72] bedeckt, mit vielen Bildsäulen geziert und mit drei Reihen Arkaden übereinander umgeben. Im Innern befanden sich unten die zur Aufbewahrung der Thiere bestimmten Gewölbe und über denselben erhoben sich stufenweise in immer größern Kreisen die Galerien für die Zuschauer, deren es bequem 100,000 fassen konnte. Eine Menge Hallengänge führten nach den Sitzen, deren unterste Reihen die Senatoren und vornehmsten Staatsbeamten einnahmen, während die obern für die übrigen Volksclassen bestimmt waren. Nichts war vernachlässigt, was zum Vergnügen und zur Bequemlichkeit hätte dienen können. Die Wände waren mit Silber- und Goldzierrathen belegt; die Netze, welche die Zuschauer vom Kampfplatze trennten, aus Golddraht geflochten; die Hallen und Arkaden mit Goldblech überzogen und die Geländer, welche die Sitzreihen trennten, mit dem schönsten Mosaik ausgelegt. Gegen Sonne und Regen waren die Zuschauer durch aufgespannte, kostbare Tücher geschützt, die von Zeit zu Zeit mit wohlriechenden Wassern besprengt wurden, und viele Springbrunnen erfrischten die Luft. Die Mitte des Platzes, die Arena genannt, war mit seinem und kostbarem Sande bestreut und so eingerichtet, daß sie bald einen blühenden Garten, bald eine dürre Wüste, bald wieder Berg und Thal, bald endlich einen See bildete, auf welchem Schiffe miteinander oder mit Seethieren kämpften. Nachdem dieses colossale Meisterwerk den Sturz des röm. Reichs überlebt und ziemlich unverletzt sich bis ins 13. Jahrh. erhalten hatte, ward es durch den Papst Paul II. zur Ruine, der zum Bau der Engelsburg die Steine benutzte. Dem Coliseum in Hinsicht der Bauart ziemlich gleich, aber nur für 30,000 Zuschauer berechnet, ist das hier abgebildete Amphitheater zu Verona, gewöhnlich Arena genannt, welches sich unter allen Amphitheatern am Vollständigsten erhalten hat.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 72-73.
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