Bergamo

[226] Bergămo, feste Hauptstadt der gleichnamigen Provinz des lombard.-venetian. Königreichs, liegt reizend am südl. Abhange der Alpen auf mehren Hügeln in einer gut angebauten Gegend, hat 32,000 Einw. und nahe bei der Stadt ein festes Schloß, la Capella. In B. befinden sich die höchsten Provinzialbehörden, ein Bischof, mehre gelehrte Bildungsanstalten, eine Maler- und Bildhauerakademie, ein Museum für Wissenschaft und Kunst, eine öffentliche Bibliothek und viele Fabriken, vorzüglich in Seide und Eisen. Die Stadt besitzt einen ausgebreiteten Handel, hat jährlich im Aug. eine große Messe, auf welcher Seide und Seidenwaaren Hauptartikel sind. Diese wird in dem alten Meß- und Kaufhofe in der Vorstadt S.-Leonardo gehalten, der einen großen Platz mit einem Springbrunnen umschließt. B. hat 65 Kirchen, unter denen die Kathedrale vorzüglich merkwürdig ist, viele prächtige Paläste und zwei Theater. Im Hofe des Justizpalastes steht die Statue Torquato Tasso's, dessen Vater hier geboren wurde. Die Bewohner der Umgegend von B. – Bergamasken – gelten bei den übrigen Italienern für albern und unbehülflich; es werden viel lächerliche Anekdoten auf ihre Kosten erzählt, daher sich auch in der ital. Komödie die beiden komischen Personen, Arlechino oder Truffaldino und Brighella für Bergamasken ausgeben und die eigenthümliche Mundart derselben nachahmen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 226.
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