Bernoulli

[235] Bernoulli, eine Familie, die in einer Reihenfolge acht durch Gelehrsamkeit und namentlich in den mathematischen Wissenschaften ausgezeichnete Männer hervorbrachte, stammte eigentlich aus Antwerpen, welche Stadt sie zur Zeit des Herzogs Alba verließ, sich nach Frankfurt und endlich nach Basel wendete, wo sie nachher die wichtigsten Staatsämter bekleidete. Am ausgezeichnetsten waren: Jakob B., geb. 1654 zu Basel, mußte anfangs gegen seine Neigung Theologie studiren, wendete sich aber bald ganz zur Mathematik und wurde nach der Rückkehr von seinen Reisen 1687 Professor der Mathematik in Basel. Er zeichnete sich besonders durch Berechnung verschiedener krummer Linien, durch erfolgreiche Anwendung der von Leibnitz erfundenen Rechnung des Unendlichen auf die schwersten Fragen der Geometrie und Mechanik u.s.w. aus und starb 1705. – Johann B., des Vorigen Bruder, geb. 1667, welcher der Archimedes seiner Zeit genannt wurde, sollte ursprünglich die Kaufmannschaft erlernen, widmete sich aber seit 1683 der Medicin und Mathematik, lieferte mit seinem Bruder eine wichtige Bearbeitung der Differenzialrechnung und erfand selbst neue Combinationen der höhern Algebra. Er wurde 1695 Professor der Mathematik in Gröningen und nach seines Bruders Tode 1705 in Basel, wo er 1748 starb. – Nikolaus B., geb. 1683 zu Basel, Neffe der Vorigen, studirte die Rechte und Mathematik, kam 1716 durch Leibnitz's Empfehlung als Professor nach Padua und kehrte 1719 nach Basel zurück, wo er 1759 starb. Er wurde besonders durch Entdeckungen in der Wahrscheinlichkeitsrechnung und deren Anwendung auf die Dauer des menschlichen Lebens und durch Entdeckungen in der Integralrechnung bekannt, die er zum Theil mit Nikolaus B., einem Sohne Johann B.'s, machte, der 1725 mit seinem Bruder Daniel B. nach Petersburg ging und dort 1826 starb. – Dieser Daniel B., geb. 1700 zu Gröningen, war bis 1773 Professor in Petersburg, bekleidete dann in Basel die Professuren der Anatomie, Botanik und Physik, legte aber 1777 Alters wegen seine Ämter nieder, starb 1782 und hat zur Vervollkommnung der Geometrie und der Physik wesentlich beigetragen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 235.
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