Beutelthiere

Beutelthiere
Beutelthiere

[241] Beutelthiere wird eine Ordnung der Säugethiere von einer Art Beutel genannt, welchen bei den Weibchen der meisten die Bauchhaut um die Zitzen bildet.

In diesem Beutel erhalten die von den Beutelthieren geborenen Jungen, welche in keiner Weise so vollkommen wie bei andern Säugethieren sind, sondern fast bewegungslos und ohne Gliedmaßen scheinen, ihre weitere Ausbildung, während sie sich so fest an die Zitzen ansaugen, daß man sie für angewachsen halten kann. Die Dauer dieser Ausbildung ist sehr verschieden und auch nachher suchen die Jungen noch im Beutel der Mutter Schutz vor Kälte und Gefahr, bis sie sich selbst forthelfen können. Manche Arten gebären auch ausgebildetere Junge und tragen sie auf dem Rücken mit sich herum, wo sich dieselben dann mit ihren Schwänzen an den zurückgebogenen der Mutter festhalten. Alle Beutelthiere sind in Amerika und Neuholland zu Hause, stellen des Nachts den Vögeln und dem Hausgeflügel nach, nähren sich aber auch von Baumfrüchten, Wurzeln und Kräutern. Das merkwürdigste Beutelthier Neuhollands und zugleich dessen größtes einheimisches Thier ist das hier abgebildete Känguru. Es gibt deren bis sechs Fuß hoch und 200 Pfund schwer; sie nähren sich von Pflanzen, leben heerdenweise, haben höchstens [241] zwei Junge auf einmal, welche, anfänglich einen Zoll lang, in der Bauchtasche an den Zitzen der Weibchen hängen, bis sie die Größe kleiner Hunde haben und fähig sind, den Kopf herauszustecken und die Spitzen der Gräser abzunagen, während die Alten grasen. Nur hierbei bedienen sich die Kängurus ihrer kurzen Vorderfüße, richten sich aber dann und wann auf, um irgend eine mit den Vorderpfoten abgerupfte Lieblingspflanze gemächlich zu verzehren. Werden sie gejagt, so hüpfen sie auf den langen und außerordentlich kräftigen Hinterbeinen davon und machen über Gebüsche und Bäche mehr als 20 F. weite Sprünge, wobei sie mit dem auf- und niederschlagenden Schwanze das Gleichgewicht halten. Das Fleisch des Känguru schmeckt wie Hirschwildpret und auch das Fell wird benutzt. Außerdem gibt es in Neuholland mehre kleine Arten Beutelthiere, welche auf Bäumen leben und zwischen den Hinter- und Vorderfüßen eine dünne Haut haben, die sie bei ihren weiten Sprüngen von Zweig zu Zweig gleich Flügeln ausspannen. Die bekannteste Art der amerikan. Beutelthiere ist die hier abgebildete sogenannte virginische Beutelratte. Sie wird fast so groß wie eine Katze, hat auch einen katzengrauen, sehr dichten Pelz, hellbraune Ringe um die Augen, schleicht des Nachts in die Wohnungen, um Hühner zu rauben oder ihre Eier auszuschlürfen, klettert aber auch nach Vögeln und Früchten auf Bäume, wo sie sich zuweilen mit dem Schwanze an einen Ast festklammert und stundenlang ruhig hängen bleibt. Sie hat manchmal 16 Junge, die nach der Geburt nur einen Gran wiegen, nicht vor dem 50. Tage die Größe einer Maus erreichen und nun erst mitunter den Beutel der Mutter verlassen, den sie jedoch immer wieder aufsuchen, bis sie die Größe einer gemeinen Ratte haben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 241-242.
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