Bleichsucht

[264] Bleichsucht (die), auch Weißsucht, ist eine, nur das weibliche Geschlecht zur Zeit der sich entwickelnden Mannbarkeit befallende Krankheit, welche auf geschwächter Verdauung, eigenthümlicher Wässerigkeit des Blutes und Unordnung in den Geschlechtsverrichtungen beruht. Sie verräth sich leicht durch ungewöhnlich bleiche, an einzelnen Stellen auch grüngelbliche, fast leichenhafte Gesichtsfarbe; dabei ist die Haut des ganzen Körpers welk, hier und da gedunsen und kühl anzufühlen. Der Blick ist matt, der Puls schwach und veränderlich, das Athmen beschwerlich, oft mit Herzklopfen und Ängstlichkeiten verbunden, die Verdauung schlecht, der meist geringe Appetit richtet sich oft nach scharfen, mitunter selbst ungenießbaren Dingen. Außerdem befindet sich der Kranke in einem Zustande allgemeiner Erschlaffung ist höchst reizbar, oft bis zum Lebensüberdrusse verstimmt, Durch zweckmäßige ärztliche Behandlung wird das Übel zwar meist gehoben, hat aber leicht Unfruchtbarkeit und bei besonders ungünstigen Umständen abzehrendes Fieber zur Folge oder artet in Wassersucht, Schwindsucht und Nervenkrankheiten aus. Die Anlage zur Bleichsucht ist bisweilen angeboren, wird aber meist erst durch eine fehlerhafte und verweichlichende Erziehung herbeigeführt. Besonders geschieht dies durch Überfütterung in der Kindheit und die daraus entstandenen Skropheln (s.d.), durch zu frühe Ausbildung des Geistes auf Kosten des Körpers, Mangel an Bewegung in freier Luft, durch zu langes Schlafen, zu reichlichen Genuß warmer, erschlaffender Getränke, z.B. des Thees, Kaffees, durch anhaltenden Kummer und andere dauernde, drückende Gemüthsbewegungen. Hieraus ergibt sich, daß außer dem Gebrauche von, die Verdauung stärkender Arznei und einer den Körper kräftigenden Diät, je nach der Persönlichkeit des Kranken oft besondere Sorgfalt nöthig ist, um ihn zu erheitern und alles, seine düstere Stimmung Befördernde von ihm fern zu halten.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 264.
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