Canisius

[374] Canisĭus (Petrus), der erste Deutsche, der in den Orden der Jesuiten eintrat und auch ihr erster Pater Provincial in Deutschland, geb. 1524 zu Nimwegen in den Niederlanden, die damals als burgund. Kreis zu Deutschland gerechnet [374] wurden, wurde zu Köln zum Theologen gebildet und trat 1543 ebendaselbst in den Jesuitenorden, dessen eifriger Verbreiter er wurde. In Köln hintertrieb er die Bemühungen des damaligen Kurfürsten Hermann, welcher die Reformation in seinen Staaten einführen und sich die weltliche Herrschaft über dieselben zu verschaffen trachtete, wurde von Herzog Wilhelm von Baiern 1549 nach Ingolstadt berufen und Rector und Vicekanzler der damals dort vorhandenen Universität. Von da ging er 1552 nach Wien, wo sein Einfluß auf Kaiser Ferdinand I. der Grund zur spätern Herrschaft seines Ordens und zur Bekämpfung des protestantischen Geistes wurde, der damals bei vielen Bewohnern Süddeutschlands sich regte; auch schrieb er dort sein verbreitetstes Werk, einen in der Form dem lutherischen nachgebildeten Katechismus, der in der katholischen Kirche viel Ansehen erlangte und von dem er einen Auszug unter dem Titel des kleinen Katechismus herausgab, der mehre hundert Mal aufgelegt und in fremde Sprachen übersetzt worden ist. Seine letzten Jahre verlebte C. in dem von ihm gegründeten Jesuitencollegium zu Freiburg in der Schweiz, wo er auch 1597 starb. Wegen seiner unermüdlichen Bekämpfung der protestantischen Lehren erhielt er von seinen Glaubensgenossen den Beinamen eines zweiten Apostels der Deutschen, während ihn die Protestanten mit Anspielung auf seinen Namen und weil er die verirrten Schafe der röm. Kirche wieder zuzubeißen suchte, den Reichsschäferhund nannten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 374-375.
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