Donner

[585] Donner (der), jenes bekannte rollende Getöse in der Luft, welches dem Blitze gewöhnlich folgt, ist zwar seiner Entstehung nach auf vielfältige, allein bisher noch nicht auf ganz genügende Art erklärt worden. Die erste Veranlassung gibt jedenfalls der Blitz als eine elektrische Entladung im Großen, wie bei Versuchen mit der Elektrisirmaschine den elektrischen Funken im Kleinen auch ein Knall begleitet, und daß der Donner erst nach dem Blitze vernommen wird, ist vollständig in der Natur des Schalls begründet; denn während das Licht des Blitzes fast augenblicklich unser Auge trifft, braucht der Schall gewöhnlich eine Secunde, um 1040 F zurückzulegen, und wenn daher zwischen Blitz und Donner 10 Secunden verstreichen, so kann man die Entfernung des Gewitters auf eine Stunde schätzen. Allein es fehlt noch an Erklärungen für das Rollen des Donners und für die in Absätzen und mit veränderter Richtung und Stärke stattfindende Fortdauer desselben, was unter Anderm auch als ein von den Wolken herrührendes Echo dargestellt worden ist, obgleich erfahrungsmäßig nur feste Körper ein Echo geben. Am befriedigendsten scheint die Annahme, es finde durch den Blitz eine natürlich sehr schnell fortschreitende Entladung in der Gewitterwolke selbst statt, die also von einer Reihe von Knallen begleitet wird, welche wieder je nach der größern oder kleinern Unebenheit der Gegend ihr einfaches oder mehrfaches Echo finden und daher von mehren Seiten her gehört werden. Aufwärts oder seitwärts zuckende Blitze müßten hiernach den anhaltendsten Donner verursachen, was auch in der Erfahrung begründet ist, während von grade niederwärts gehenden Blitzen in großer Nähe nur ein Knall oder doch nur ein kurzes Prasseln vernommen wird. – Donnerkeile, Alpschosse, Donnerpfeile, Teufels- oder Hexenfinger u.s.w. werden mehr und weniger keil- und hammerförmig gestaltete Steine genannt, welche einzeln auf Äckern gefunden werden. Noch im 16. Jahrh. hielten Gelehrte, wie jetzt noch hin und wieder die Landleute diese Steine für Begleiter des Donners, der sie herabschleudere, und es wurden sonst häufig Nachsuchungen deshalb angestellt. Vielleicht gaben Meteorsteine (s. Meteor) dazu mit Veranlassung; die sogenannten Donnerkeile aber sind theils Versteinerungen jetzt nicht mehr gefundener Schalthiere, theils steinerne Streitäxte und Opferbeile aus einer Zeit, wo es unsern Vorfahren noch an Metall zu Waffen und Geräthschaften der Art gebrach, die auch den Kriegern mit ins Grab gelegt wurden. Diese Art, in Sammlungen von Alterthümern nicht selten, ist gewöhnlich 5–7 Zoll lang und mit einem Loche versehen, das augenscheinlich zur Aufnahme eines hölzernen Stiels bestimmt war. – Donnerbüchsen hießen lange Zeit alle größern Geschütze und namentlich solche, aus welchen Steine geschossen wurden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 585.
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