Egede

[622] Egede (Johannes, gewöhnlich Hans), der Apostel der Grönländer, dem Dänemark eigentlich den Besitz von Grönland verdankt und von dem die ersten ausführlichen neuern Nachrichten darüber herrühren, wurde 1686 in dem damals mit Dänemark vereinigten Norwegen geboren und stand schon 1708 als Seelsorger einer kleinen Gemeinde im Norden des Landes vor. Angeregt von den alten Nachrichten über die Entdeckung und Colonisirung Grönlands, das 1408 der letzte dahin abgesandte Bischof wegen des an den Küsten aufgehäuften Eises nicht erreichen konnte, fühlte E. sich berufen, [622] das Evangelium in jenem entlegenen Lande von Neuem zu verkünden. Auch seine hochherzige Hausfrau, Gertrude Rasch, machte sich mit diesem Vorhaben vertraut, E. gab deshalb 1717 sein Amt auf und ging nach Bergen, konnte aber erst im Mai 1721 die Reise nach Grönland wirklich antreten. E. wurde zum Missionair in Grönland mit 300 Rthlr. Gehalt ernannt und König Friedrich IV. gab ihm 200 Rthlr. Reisegeld; zugleich hatten sich Privatleute mit 10,000 Rthlrn. bei dem Unternehmen betheiligt, um Handelsvortheile davon zu ziehen. Am 3. Jul. landete E. mit seiner Familie und ungefähr 40 Personen in Grönland, wo er mit unerhörten Widerwärtigkeiten zu kämpfen hatte, mehre Jahre zubrachte, bevor er sich die Landessprache so aneignete, um in ihr lehren zu können, allein schon vorher durch sein wohlwollendes, menschenfreundliches Benehmen, durch guten Rath, wirksame Hülfe bei mehren Kranken die Liebe und das Vertrauen der Grönländer so gewann, daß sie ihn wie einen Weisen verehrten und sich von ihren sogenannten Angekoks oder Zauberpriestern immer mehr abwendeten. Er verweilte 15 Jahre in Grönland, das er nach allen Richtungen bereiste und wo er mühevoll, aber segensreich für Verbreitung des Christenthums wirkte, worin ihn außer seiner in Grönland 1731 gestorbenen Gattin und seinem Sohne Paul, mehre ihm zum Beistand nachgesandte Missionaire und Mitglieder der Brüdergemeine unterstützten, und auch den Handel wußte er seit 1728 vortheilhaft zu beleben. Selbst als König Christian VI. der grönländ. Colonie alle Unterstützung versagte, gab E. seinen Wirkungskreis nicht auf und kehrte erst 1736, nachdem der Erfolg seiner Bestrebungen gesichert war, nach Kopenhagen zurück, wo er zum Superintendenten und Director des grönländ. Missionswesens ernannt wurde, das noch bestehende Seminarium für grönländ. Missionare stiftete und hier als Lehrer, sowie durch seine Schriften bis kurze Zeit vor seinem 1758 erfolgten Tode für Grönland fortwirkte. Sein schon genannter Sohn Paul ward wie in Grönland bis 1740, so auch hier sein Nachfolger und als solcher zum Bischof von Grönland ernannt, wo er 1780 starb. Er vollendete die von seinem Vater begonnene grönländ. Übersetzung des N. T. und hat auch eine grönländ. Sprachlehre und ein grönländ. Wörterbuch verfaßt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 622-623.
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