Eidervogel

Eidervogel

[634] Eidervogel (der), auch die Eidergans und Eiderente genannt, ist ein im hohen Norden heimischer und für die Bewohner jener unwirthbaren Erdgegend sehr nutzbarer Schwimmvogel, welcher der Größe und Gestalt nach zwischen Gans und Ente ungefähr die Mitte hält.

Die Männchen, deren hier eins abgebildet ist, sehen untenher dunkelfarbig, oben weißlich, im Nacken blaßgrün und haben zu beiden Seiten des Kopfes einen sichelförmigen schwarzen Fleck; die Weibchen sehen rostgelb mit schwarzen Querstreifen. Diese Vögel halten sich vorzüglich zahlreich an den Küsten von Island, Grönland, Lappland und Sibirien, auf den Färoern und den orkadischen Inseln auf, nähren sich von Seegewächsen, Fischen, Muscheln und kleinen Seethieren und tauchen außerordentlich tief danach unter. Den Winter über schwärmen sie umher, den Sommer aber wählen sie einen steten Aufenthalt an der Küste, wo sie auf wüsten Landspitzen und schwer zugänglichen Felsen aus Tang, Moos und Halmen ein kunstloses Nest bauen, und um die Eier und Jungen vor der Kälte zu schützen, mit aus der eignen Brust gerupften bräunlichen Flaumenfedern bedecken, welche an Zartheit und Elasticität die aller andern Wasservögel übertreffen und als Eiderdunen berühmt sind. Um sich dieser und der eine gute Nahrung abgebenden Eier der Vögel zu bemächtigen, werden die Nester emsig und oft mit Lebensgefahr aufgesucht. Ist den Vögeln das erste Nest geraubt worden, so bauen sie ein zweites und geht auch dieses verloren, ein drittes, das ihnen aber verbleibt, da den Bewohnern jener Gegenden zu viel an der hinreichenden Vermehrung dieser nützlichen Thiere liegt. Drei Nester geben ungefähr ein halbes Pfund Dunen, welche aber von darunter befindlichen Halmen, Moos und dergl. erst gesäubert werden müssen und dadurch über die Hälfte zusammenschmelzen. Man unterscheidet Gras- und Tangdunen, je nachdem sie mit diesem oder jenem vorzüglich verunreinigt sind, und letztere, enthalten den meisten Abfall. Die außerordentliche Leichtigkeit, Elasticität und wärmende Kraft der Eiderdunen, sowie daß sie beinahe keinen Staub verursachen, macht sie zur Füllung von Betten sehr beliebt, allein obgleich nur 4–5 Pfd. der besten zu einem ganzen Bette gebraucht werden, erlaubt der theure Preis doch ihre Benutzung nur den Wohlhabenden und Reichen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 634.
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