Färbekunst

[9] Färbekunst wird vorzugsweise die Kunst genannt, leinenen, baumwollenen, wollenen und seidenen Stoffen verschiedene Farben zu geben und die Farbestoffe so an die Zeuche zu befestigen, daß sie möglichst fest an ihnen haften, d.h. weder abfärben noch verschießen. Die Färberei ist das Geschäft eigner Handwerker oder Künstler, der Färber. Diese theilen sich in Schwarz-, Schön- und Seidenfärber. Die Färbestoffe, deren sie sich bedienen, sind sehr mannichfaltig und allen drei Naturreichen entlehnt; die meisten Farbestoffe kommen jedoch aus dem Pflanzenreiche. Die Färber haben die Hauptfarben oder einfachen Farben: Blau, Roth, Gelb und Schwarz. Das Verfahren beim Färben ist nach Maßgabe sowol der zu färbenden Stoffe als der aufzusetzenden Farben mannichfach verschieden. Jedoch kann man folgende Hauptoperationen unterscheiden: die Zubereitung der Farbe; die Vorbereitung der zu färbenden Stoffe, damit sie die Farbe fest annehmen; das eigentliche Färben. Die Bereitung der Farbe besteht darin, daß die Farbestoffe in Kesseln mit Wasser oder Lauge behandelt und so eine Farbenbrühe hergestellt wird, in welche nachmals die zu färbenden Stoffe eingetaucht werden. Was diese Stoffe betrifft, so nimmt das leinene Zeuch nur die blaue, die Baumwolle nur die rothe und blaue Farbe fest an. Wolle und Seide nehmen alle Farben an, am festesten hält die Wolle brennende Farben. Die Wolle wird vor dem Färben gewaschen und gewalkt, die Seide entschalt, Baumwolle und Linnen gebleicht und gebrüht, damit die Farbe leichter angenommen und fester gehalten wird. Noch weitere Vorbereitung erhalten die Zeuche durch das Beizen (s.d.). Namentlich bedient man sich hierbei des Alauns, und eine mit diesem hergestellte Beize wird ein Alaunbad genannt. Zuweilen wird ein Zeuch auch erst nach dem Färben in die Beize gebracht, zur bessern Befestigung der Farbe. Dieses Verfahren heißt Schauen. Das Färben selbst geschieht im Allgemeinen durch Eintauchen in die Farbenbrühe. Zur Herstellung gewisser Farben bedient man sich verschiedener Farbenbrühen, in welche die Zeuche nacheinander eingetaucht werden. So erhält man grüne durch Eintauchen erst in gelbe, dann in blaue Farbenbrühe. Die Färberei beruht, wie man leicht sieht, auf der Kenntniß von der chemischen Natur der anzuwendenden Farben und der Beizen, sie ist daher erst in neuerer Zeit zu einer größern Vollendung gekommen, seitdem die Chemie so bedeutende Fortschritte gemacht hat. Doch reichen chemische Kenntnisse allein nicht aus, indem sehr viel auf Handgriffe und Verfahrungsarten ankommt, die allein durch Erfahrung erlangt werden. Nützliche Anweisungen findet man in Hölterhoff's »Praktischem Handbuche der Kunstfärberei« (4 Bde., Erf. 1806); Vitali's »Lehrbuch der gesammten Färberei u.s.w.« (Ilmenau 1824) und Runge's »Farbenchemie« (Berl. 1834).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 9.
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