Fraunhofer

[102] Fraunhofer (Jos. von), einer der größten Optiker, welcher sich um die Verbesserung der Fernröhre und Mikroskope unsterbliche Verdienste erworben hat, wurde am 6. März 1787 zu Straubing in Baiern geboren und war der Sohn eines armen Glasers. Seine Erziehung blieb fast ganz vernachlässigt. Er wurde der Lehrling eines Spiegelmachers und Glasschleifers in München und hatte kaum nothdürftig lesen und schreiben gelernt, als er durch einen Unglücksfall die Mittel in die Hände bekam, die versäumten Kenntnisse nachzuholen. Das Haus seines Lehrherrn fiel nämlich 1801 ein, F. wurde dabei verschüttet und erhielt nach seiner Rettung vom Könige Maximilian Joseph ein Geschenk von 18 Dukaten. Diese benutzte er, um sich eine freiere Stellung und einige Instrumente anzuschaffen. Der Geheimrath Utzschneider verschaffte ihm einige Bücher, aus denen er sich selbst mit Anstrengung aller seiner Kräfte belehrte. 1806 verschaffte ihm derselbe Gönner eine Anstellung als Optiker, und so wurde unter F.'s Leitung 1807 in Verbindung mit Utzschneider und Reichenbach das so berühmt gewordene Institut zur Herstellung optischer Instrumente zu Benedictbeurn errichtet, welches 1819 nach München verlegt worden ist. Außer durch seine von ebenso großer Gelehrsamkeit als Geschicklichkeit zeugenden Entdeckungen und Erfindungen im Gebiete der Optik, hat sich F. auch ein großes Verdienst dadurch erworben, daß er die Herstellung des zu den feinern optischen [102] Instrumenten unentbehrlichen Flint-und Crownglases entdeckte, welches man vorher mit großen Kosten und doch nicht in gewünschter Vollkommenheit aus England bezogen hatte. Er wurde 1823 Conservator des physikalischen Cabinets der bair. Akademie, starb aber schon am 7. Juni 1826. Man setzte ihm einen Grabstein mit der vielsagenden Inschrift: »Approximavit sidera« (d.h. »Er näherte die Gestirne«) und in seiner Vaterstadt Straubing nannte man die Straße, auf welcher das Haus steht, in dem er geboren wurde, nach ihm, und stellte diesem Hause gegenüber seine Büste auf.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 102-103.
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