Geiz

[171] Geiz ist das Laster, welches in einer bis zur Abgötterei gehenden Luft am Besitze von Geld und Geldeswerth besteht, die mit einer peinlichen Sorge um die Erhaltung der geliebten Güter besteht. Der Geizige opfert seinem Götzen, dem Golde, Alles, die Stimme seines Gewissens wird von ihm überhört, ja die eigne Ruhe, alle Bequemlichkeit und Behaglichkeit des Lebens zum Opfer gebracht. Geiz unterscheidet sich von Habsucht dadurch, daß jener den Besitz, dieser den Erwerb mit Leidenschaft liebt. Der Geizige klagt über Armuth, damit Niemand auf den Einfall komme, ihn in seinem Besitz zu stören und zu Ausgaben zu veranlassen, der Habsüchtige führt gleiche Klage, weil er wirklich niemals genug, auch keine Freude am Erworbenen hat, sondern immer mehr begehrt. Sehr häufig sind jedoch Geiz und Habsucht verbunden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 171.
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