Harlem

[338] Harlem oder Haarlem, die Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks in der niederländ. Provinz Nordholland, liegt unweit des sogenannten harlemer Meeres, eines Binnensees, welcher bei geringer Tiefe eine Fläche von 33,000 Morgen Landes bedeckt und durch den Meerbusen Y mit dem Zuidersee verbunden ist, steht durch Kanäle mit Amsterdam und Leyden in Verbindung und zeichnet sich durch Reinlichkeit und nette Bauart aus. Es hat verschiedene ansehnliche Straßen, welche zum Theil von Kanälen durchschnitten werden und zierlich mit Bäumen besetzt sind. Die 22,000 Einw. der Stadt betreiben viele Fabriken in Seidenwaaren, Leinwand, Zwirn u.s.w. Ehemals gab es hier weitberühmte Leinwand- und Zwirnbleichen. Ein sehr wichtiger Erwerbszweig ist noch immer die Gärtnerei und der Blumenhandel, welcher im 17. Jahrh. eine ungeheure Höhe erreicht hatte. (Vgl. Blume.) Noch jetzt werden von H. aus ungemein viele Blumenzwiebeln nach allen Gegenden Europas verschickt. Unter den neun katholischen und sechs protestantischen Kirchen der Stadt zeichnet sich besonders die, »Große Kirche« oder St.-Baroniuskirche aus. Sie hat einen sehr hohen Thurm und eine der größten Orgeln, welche es gibt. Diese Orgel hat 8000 Pfeifen und 60 Register oder Stimmen und ist 1738 von dem amsterdamer Orgelbauer Müller erbaut worden. Auf dem Markte zu H. steht eine Bildsäule des Lorenz Janszoon Koster, welcher, wie die Holländer sagen, 1424 die Buchdruckerkunst zu H. erfunden haben soll. (S. Buchdruckerkunst.) Unter vielen andern wissenschaftlichen und Wohlthätigkeitsanstalten zu H. zeichnen sich die Teyler'schen Stiftungen aus, zu welchen eine Armenanstalt, eine Gesellschaft für Theologie und Naturkunde, eine Sternwarte und ansehnliche Sammlungen gehören. Die Gesellschaft der Wissenschaften zu H. hat eine reiche naturhistorische Sammlung. Das harlemer Holz ist ein schöner Hain in der Nähe von H. mit herrlichen Bäumen, in welchem die reichen Bewohner H.'s zum Theil prachtvolle Landhäuser angelegt haben. Hier hat man auch dem schon erwähnten Koster 1824 bei Gelegenheit der Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst ein Denkmal errichtet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 338.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: