Kaiserschnitt

[529] Kaiserschnitt nennt man die stets sehr gefährliche Operation, durch welche hochschwangere Frauen, die wegen fehlerhaften Baues nicht zu gebären vermögen, entbunden werden, sodaß sie jedenfalls sterben wüßten, wenn sie nicht durch Kunst von dem Kinde befreit würden. Man vollzieht auch den Kaiserschnitt an Frauen, welche kurz vor oder während der Entbindung sterben, um wo möglich das Leben des Kindes zu retten. Mit dem Messer wird die Bauchdünnung und die Gebärmutter aufgeschnitten und das Kind sammt der Nachgeburt herausgenommen. An Leichen wurde diese Operation schon in den ältesten Zeiten vollzogen und der röm. Schriftsteller Plinius erzählt, daß der nachmals berühmte Imperator Scipio Africanus und der erste der Cäsaren auf diese Weise ans Licht der Welt gebracht worden wären. Daher hat die Operation den Namen Kaiserschnitt erhalten. Der Erste, welcher an einer lebenden Frau den Kaiserschnitt vollzog, war ein Schweineschneider, Namens Nufer, zu Siegershausen im Thurgau. Seine eigne Frau konnte nach dem Zeugnisse der Ärzte auf keine andere Weise entbunden werden und mit Erlaubniß der Obrigkeit nahm Nufer die Operation. vor, durch welche Mutter und Kind gerettet wurden. Seitdem ist sie immer häufiger von den Wundärzten in Anwendung gebracht worden und um so mehr mit glücklichem Erfolg, je größer die Fortschritte der Wundarzneikunde im Allgemeinen gewesen sind.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 529.
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