Karmel

[567] Karmel ist ein Vorgebirge Palästinas an der Südseite des Meerbusens von Ptolemais, dem heutigen Akka, am mittelländischen Meere. Durch eine Hügelreihe, deren Ausgangspunkt es bildet, hängt es in nordöstlicher Richtung mit dem Libanon zusammen. Das Gebirge selbst besteht aus einer Berg- und Hügelreihe, die acht Meilen im Umfang hat, ist wohlbewässert, anmuthig und sehr fruchtbar, und auf dem nur wenige hundert Fuß über die Meeresfläche erhabenen Gipfel mit Wäldern und grasreichen Triften bedeckt. Wegen der vielen Höhlen und Grotten, die der Karmel enthält und deren man gegen 2600 zählt, war er von jeher den Verfolgten und Einsiedlern ein erwünschter Zufluchtsort, und noch jetzt zeigt man die Höhle, die einst der Prophet Elias bewohnt haben soll. Ein Kreuzfahrer, Berthold aus Calabrien, der um 1156 bei dieser Höhle für einige Genossen in den Trümmern eines verfallenen Klosters Hütten baute, wurde der Gründer des Ordens Unserer Lieben Frauen vom Berge Karmel. Die Mönche dieses Ordens verleugnen aber diesen Stifter und nennen als solchen den Propheten Elias, erzählen auch, daß alle spätern Propheten und heiligen Männer dem Orden angehört hätten. Seine Regel erhielt der Orden von dem Patriarchen Albrecht von Jerusalem, nach der die Ordensglieder, die Karmeliter, vereinzelt in Zellen wohnen, häufige Fasten halten und ein tiefes Stillschweigen beobachten mußten. Durch Papst Honorius III. wurde der Orden 1224 bestätigt Als mit dem Verluste des heil. Landes die Karmeliter ihren Aufenthalt aufgeben mußten, wandten sie sich nach Cypern und Sicilien, von wo aus sie sich über das ganze Abendland verbreiteten. Seitdem wurde nicht nur ihre Regel vielfach verändert und gemildert, sondern sie erhielten auch die Privilegien der Bettelorden und nahmen statt der früher weiß und braun gestreiften Ordenskleidung eine ganz braune an.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 567.
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