Mandelbaum

[42] Mandelbaum (der gemeine) stammt aus dem südwestl. Asien und gehört zu den Fruchtbäumen, welche durch die Römer zuerst nach Italien, ins südl. Frankreich und nach Spanien verpflanzt worden sind, von wo sie sich allmälig auch in nördlichere europ. Länder verbreiteten, soweit das Klima nicht entgegenstand. In Deutschland werden Mandelbäume an der Bergstraße und in den Weinbergen am Rheine sehr häufig, einzeln auch in nördlichern Gegenden gezogen, hier aber mehr wegen ihrer sehr frühzeitig erscheinenden, doppeltstehenden und stiellosen schönrothen Blüten, als wegen des völlig unzuverlässigen Ertrags, welchen jeder Spätfrost schmälert. Der Mandelbaum verlangt einen trocknen, lockern, aber fruchtbaren Boden und wird durch Samen, wo dann die erhaltenen Mandelwildlinge schon im zweiten Frühjahre veredelt werden können, sowie durch Veredelung, vorzüglich Oculiren, auf Pfirsich- und alle Arten Pflaumenstämmchen fortgepflanzt, wo er dann auch in den diesen zusagenden Bodenarten gedeiht. Dem Pfirsichbaum ist er sehr ähnlich, wächst aber schneller und höher, bis 25 F. hoch, hat mehr gerade Äste und die Blätter unterscheiden sich durch Drüsen. Es gibt aber mehre kleine Arten, welche blos niedliche Gebüsche und Zwergbäumchen bilden, wie z.B. die kleine bittere Steinmandel, die ind. Zwergmandel, die Zwergmandel mit gefüllten Blüten, welche sämmtlich schöne Zierpflanzen abgeben. Von der Steinfrucht des Mandelbaums wird blos der im Steine enthaltene meist einfache Kern, die Mandel, benutzt und man unterscheidet deren hauptsächlich süße, wegen ihres milden und fetten Öls sehr nährend und von angenehmem Geschmack, und bittere, welche außerdem noch ein flüchtiges, Blausäure haltiges Öl enthalten, von dem ihr bitterer Geschmack und die giftigen Wirkungen herrühren, welche ihr Genuß bei Hunden, Katzen und andern blindgeborenen Thieren, oft auch bei Kindern und empfindlichen Erwachsenen, hervorbringt, daher ihre sparsame Verwendung bei allen Dingen zu empfehlen ist, wo sie nicht mitgebacken oder gekocht werden, indem die Hitze diesen schädlichen und bittern Bestandtheil größtentheils entfernt. In den Handel kommen die Mandeln in Menge aus den Ländern am mittelländ. Meere, theils von der harten Schale des Kerns befreit, theils und zwar die süßen mit dünner und mürber Schale mit derselben, wo sie dann Krachmandeln heißen und zum Rohgenuß bestimmt sind. Benutzt werden die Mandeln hauptsächlich in der Küche als Zuthat zu vielerlei Gerichten, zu Bäckereien und Conditorwaaren, und im Allgemeinen bedient man sich dabei der süßen, mischt ihnen jedoch einige bittere bei, was einen angenehmen Nebengeschmack gibt. Es wird ferner ein blaßgelbliches Öl, Mandelöl, daraus gepreßt, welches man äußerlich und innerlich als erweichendes Mittel, sowie zu Haaröl und zu Mandelseife verwendet, welche gleich dem beim Ölpressen erhaltenen Rückstand, den Mandelkleien und dem Mandelteig, den man aus gestoßenen und mit seinem Weizenmehl, venetian. Seife und wohlriechenden Ölen gemischten Mandeln bereitet, als Waschmittel zur Erweichung und Erhaltung der Geschmeidigkeit der Haut dient. Ein kühlendes Getränk ist die Mandelmilch oder Orgeade, welche entweder durch Vermischung von Wasser mit Mandelsyrup, den man aus mit Wasser zu Brei gestoßenen und gerührten, mehrmals durchgeseiheten und mit aufgelöstem Zucker gekochten Mandeln bereitet, oder der aus Wasser und einem auf ähnliche Art, wie der Mandelsyrup, hergestellten Mandelbrei erhalten wird.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 42.
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