Maschine

[71] Maschine ist ursprünglich jedes Werkzeug, welches die Erreichung eines bestimmten Zwecks vermitteln hilft; besonders versteht man aber unter Maschinen solche künstliche Vorrichtungen, welche durch angemessen verbundene und in [71] Wechselwirkung gesetzte einfache Stücke, z.B. der Räder, Walzen, Schrauben, Hebel u.s.w., eine Bewegung mit außerordentlicher Regelmäßigkeit und Genauigkeit, wie z.B. die der Uhren, und mit Ersparniß an Kraft, Zeit und Kosten hervorbringen helfen. Die bewegende Kraft selbst kann von Menschen oder Thieren, vom Wasser, von Dämpfen, vom Gewicht eines Körpers, von der Elasticität einer Stahlfeder ausgehen und erhält erst durch die Maschinen ihre nutzbare Verwendung, z.B. zum Mahlen des Getreides in den Mühlen, zum Spinnen der Baumwolle, zum Heben von Wasser aus den Bergwerken, wie zur Darstellung von Nägeln und Stecknadeln und zur Fortschaffung von Lasten auf Eisenbahnen und Landstraßen, denn auch jedes Fuhrwerk ist eine durch Pferde oder andere Kraft in Bewegung zu bringende Maschine. Die Einrichtung und Theile sehr zusammengesetzter Maschinen werden Maschinerie genannt und je künstlicher diese erfunden ist, desto mehr kommt es auf das gegenseitige Verhältniß der einzelnen Bestandtheile, auf ihre Haltbarkeit und darauf an, sie in jeder Art in die für den beabsichtigten Zweck günstigste Wechselwirkung und in die vortheilhafteste Stellung zu der bewegenden Kraft zu bringen. Um dies im Stande zu sein, muß man mit den hierher gehörenden Lehren der Mathematik, Mechanik und Physik vertraut sein, mit denen die Maschinenlehre und praktische Mechanik sich besonders beschäftigen. Da vorzüglich seit der Benutzung sehr künstlicher Maschinen bei der fabrikmäßigen Verfertigung von Waaren aller Art der Fall vorgekommen ist, daß in Folge einer neuen Vervollkommnung derselben einzelne Arbeiterclassen an ihrem Erwerbe leiden, ja den gewohnten vielleicht ganz verlieren, so sind hin und wieder bei minder Einsichtigen Vorurtheile gegen das Maschinenwesen selbst in Ländern und Gegenden entstanden, welche gleich England und den Fabrikbezirken Deutschlands grade dem Maschinenwesen die Blüte ihrer Gewerbe danken. Sind die engl. Fabriken in gar Vielem den deutschen noch voraus und drohen sie dieselben in andern von Neuem zu überflügeln, so danken sie das nur der Vervollkommnung ihrer Maschinen und zum Theil der wohlfeilern Feuerung und es ist die Aufgabe ihrer Nebenbuhler, sich dieselben Vortheile zu verschaffen, um ebenso billig zu verkaufen: ist die hergestellte Waare irgend brauchbar, kann dann auf einen weit größern Absatz gerechnet werden, als er bei höherm Preise je hätte stattfinden können. In der Regel bringt dieser auch trotz aller Maschinen ein Bedürfniß von Arbeitern und also Gelegenheit zum Erwerb in einem Umfange hervor, wie es ohne dieselben nimmermehr hätte der Fall sein können. So gleicht das Bessere selbst die theilweisen Nachtheile aus, welche die Verdrängung des Unvollkommenern durch dasselbe hin und wieder mit sich bringt, einem größern Nachtheile aber könnte sich kein Land aussetzen, als dem, welchen die gehinderte Vervollkommnung des Fabrikwesens mit sich bringen müßte. Denn sehr bald würden es betriebsamere Nachbarstaaten ihm zuvorthun und da Niemand seine theurern Waaren mehr kaufte, würden auch die Arbeiter keine Beschäftigung mehr finden, welche bei den Maschinen hätten angestellt werden müssen. Übrigens ist es eine nothwendige Folge der Cultur, daß der Mensch immer mehr durch Maschinen und zum Theil weit vollkommener bewirken lernt, als je eine Menschenhand vermochte. – Beim Theaterwesen heißen Maschinerie alle Vorrichtungen, durch welche Veränderungen auf der Bühne hervorgebracht werden und denen an größern Theatern ein sogenannter Maschinist oder Maschinenmeister vorsteht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 71-72.
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