Morgarten

[188] Morgarten heißt ein Berg an der Ostseite des ehemals viel umfänglichern Egerisees an der Grenze des schweiz. Cantons Zug, welcher durch den auf dem engen Boden zwischen Berg und See am 6. Dec. 1315 von den Waldstädten Schwyz, Uri und Unterwalden über Herzog Leopold von Östreich erfochtenen Sieg geschichtlich berühmt geworden ist Die genannten drei Cantone hielten sich zu Kaiser Ludwig dem Baier und waren deshalb von dessen Gegenkönige Friedrich von Östreich mit der Reichsacht, wegen eines Zwistes mit dem Kloster Einsiedeln vom Bischof von Konstanz auch mit dem Bann belegt worden, von dem sie aber der Erzbischof von Mainz, sowie Ludwig von der Acht lossprach Friedrich's von Östreich Bruder, Herzog Leopold, zog jedoch mit einem großen Heere und dem verbündeten Adel aus dem Aargau, Thurgau und aus Schwaben heran und wollte »die Bauern mit seinem Fuße zertreten«. Die Eidgenossen hatten auf den Rath des kriegserfahrenen Grafen Rudolf von Reding den Engpaß bei Morgarten mit ihrer Hauptmacht 1300 M. in Allen, besetzt und hier wollte am Morgen des 6. Dec. der Feind mit 4000 geharnischten Reitern, darunter 400 Edelleute und 8000 M. zu Fuß durchbrechen. Des Sieges gewiß marschirte Herzog Leopold, die Reiterei voran, dem See entlang, das kleine Häuflein der Schweizer aber stärkte sich durch gemeinschaftliches Gebet und erwarten unerschrocken die nahende Gefahr. Funfzig Schweizer, die wegen Übertretung eines Gesetzes aus der Heimat verbannt worden waren und den Landesvertheidigern vergeblich ihre Hülfe anboten, hatten sich auf die Berge zur Linken des Wegs begeben, den die Östreicher kommen mußten, und stürzten, sobald ein Theil der Reiterei vorüber war, gewaltige Felsenstücke und Holzmassen auf sie hinab. Die dadurch entstehende Verwirrung, welche bei dem engen Raume nicht verbessert werden konnte, benutzte der Landamman Lothold, mit einem Theile seiner tapfern Bauern in geschlossenen Reihen in den Feind zu dringen, während eine andere Abtheilung den Verbannten zu Hülfe eilte und mit ihnen von der Höhe herab den Feinden in die Flanken fiel. Die bald geschlagene und fliehende Reiterei stürzte sich auf das eigne Fußvolk, das aber nicht Raum hatte, um sie durchzulassen und endlich in wilder Flucht mit fortgerissen wurde. Der Sieg war des Morgens um 9 Uhr schon entschieden, der [188] Feind ließ 1500 Todte und Verwundete auf dem Schlachtfelde, die Schweizer hatten nur 15 Todte. Zwei Tage nach diesem Siege traten die drei Cantone zu Brunnen in einen ewigen Bund zu Schutz und Trutz, Herzog Leopold aber schloß gern mit ihnen auf ein Jahr Frieden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 188-189.
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