Pascal

Pascal

[421] Pascal (Blaise), einer der scharfsinnigsten und zugleich von Charakter untadeligsten franz. Gelehrten des 17. Jahrh., geb. 1623 zu Clermont in Auvergne, war der Sohn des königl. Staatsrathes und Präsidenten der Rechnungskammer P., welcher sich nach dem Tode seiner Gattin mit dem zwar [421] von Körper schwächlichen, aber geistig sehr frühzeitig entwickelnden Knaben 1631 nach Paris begab, um dessen wissenschaftliche Ausbildung dort selbst zu leiten.

Bald fühlte sich P. vorzugsweise von Mathematik und Physik angezogen und ohne die Erwerbung von Sprach- und andern Kenntnissen zu vernachlässigen, machte er doch die glänzendsten Fortschritte in jenen Wissenschaften, welche ihm wichtige Entdeckungen verdanken. Schon im 16. Jahre gab er eine ausgezeichnete Abhandlung über die Kegelschnitte heraus, ließ einige Jahre später eine untrügliche Rechenmaschine nach seiner Angabe zusammensetzen und die von ihm aufgestellten wissenschaftlichen Beweise für die Schwere und Dichtigkeit der Luft und den davon bedingten Erscheinungen am Barometer stellten die Brauchbarkeit dieses Instruments namentlich zu Höhenmessungen erst fest. So sehr aber P.'s Scharfsinn die mathematischen Wissenschaften bereicherte, so wenig wollte es ihm doch gelingen, auf dem Gebiete der Philosophie einen unbefangenen Standpunkt zu gewinnen und der Einfluß seiner körperlichen Gebrechlichkeit, vielleicht auch einer Schwester, welche zur Andächtelei geneigt war und Nonne wurde, erzeugten sogar allmälig einen Hang zu religiöser Schwärmerei in ihm. Diese blieb zwar bei seinem edlen Herzen und seiner sonstigen Geistesbildung von den gewöhnlichen Verirrungen einer solchen Richtung frei, veranlaßte ihn aber doch, sich ganz aus der Welt zurückzuziehen und die letzten zehn Jahre seines Lebens auf dem Lande in der Einsamkeit und zunehmender, zuletzt mönchischer Strenge in selbst aufgelegten Entbehrungen zu verbringen, bis 1662 ein Schlagfluß seinen Tod herbeiführte. Während dieses letzten Zeitraums verfaßte er aber noch seine berühmten auch ins Deutsche übertragenen »Provinzialbriefe« gegen die Jesuiten, worin das Verwerfliche dieses Ordens mit schlagenden Beweisen und zugleich in musterhafter Schreibart geschildert wird und die bei der außerordentlichen Verbreitung, welche sie fanden, durch Berichtigung der öffentlichen Meinung viel zur spätern Aufhebung des Ordens beitrugen. Eine andere berühmte Schrift von P., »Gedanken über religiöse und andere Dinge« ward aus Bruchstücken seines schriftlichen Nachlasses geordnet und von seinen Freunden herausgegeben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 421-422.
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