Schweiss

[134] Schweiss heißt die in tropfbar flüssiger Form und reichlich erfolgende Absonderung der Haut, welche sich in größern oder kleinern Tropfen ansammelt und nach deren Vereinigung über die Oberfläche der Haut herabrieselt. Eine gelindere Art der Hautausdünstung nennt man Duft, wo sich die Haut nur feucht anfühlt. Der Schweiß gehört zu den gesundheitsgemäßen Absonderungen des Körpers, ja ist sogar für Erhaltung der Gesundheit höchst wichtig, kann aber auch eine krankhafte Beschaffenheit annehmen und selbst zur Krankheit werden. Im Allgemeinen gilt als Regel, daß jeder Schweiß als ein krankhafter anzusehen ist, der den Schwitzenden beträchtlich abmattet. Im Zustande der Gesundheit wird er meist durch äußere Ursachen, in Krankheiten weit öfter nur durch innere hervorgerufen. Zu den schweißbefördernden äußern Einwirkungen gehören große Wärme der Atmosphäre, öfteres warmes Baden, zu warme Bekleidung, starke körperliche Bewegung, der Genuß geistiger oder warmer Getränke, vielen Wassers, aufregende Leidenschaften u.s.w. Übrigens bietet der Schweiß je nach der Ausdehnung oder Beschränktheit und Beschaffenheit der Hautstelle, von welcher er abgeschieden wird, je nach dem Grade, in welchem er eintritt, ferner je nach seiner Dichtigkeit, Geruch, Färbung, Temperatur und Einflusse auf das Befinden u.s.w. mannichfache Verschiedenheiten dar. Im Zustande der Gesundheit ist der Schweiß meist dünn und wässerig, in Krankheiten nimmt er jedoch auch eine klebrige und leimartige Beschaffenheit an. Für gewöhnlich hat der Schweiß einen säuerlichen Geruch, mitunter nimmt er aber auch andere Gerüche, z.B. den der Nahrungsmittel an, zumal solcher, welche oft und vorzugsweise genossen werden, wie man dies bei Menschen beobachten kann, die viel Knoblauch und Zwiebeln essen, bei Personen, die den Urin nicht ausscheiden können, den des Urins u.s.w. Fast immer ist der Schweiß farblos, zuweilen gelblich, selten safrangelb, grünlich oder gar blutigroth und schwarz, ferner hinsichtlich seiner Temperatur in dem Augenblicke, wo er abgeschieden wird, gewöhnlich warm, nur in lebensgefährlichen Krankheiten kalt. Was den Einfluß anlangt, den der Schweiß auf das Befinden äußert, so ist derselbe ein verschiedener, je nachdem der Schwitzende gesund oder krank ist. Reichliche, sich oft wiederholende Schweiße machen selbst Gesunde allmälig mager und schwächen mitunter bemerkbar. Umgekehrt zeigen schwache Personen große Geneigtheit zu Schweißen. Immer bedenklich ist Störung oder gar plötzliche Unterdrückung eines einmal ausgebrochenen, selbst mäßigen Schweißes, indem sie leicht zur Entstehung von Krankheiten Veranlassung geben. Allgemein bekannt ist, daß die plötzliche Unterdrückung von dem Körper vielleicht seit Jahren zur Gewohnheit gewordenen örtlichen Schweißen, wie z.B. von dergleichen Hand- und Fußschweißen, fast immer die Quelle schwerer, ja lebensgefährlicher Übel wird, die in der Regel nur durch baldige Wiederherstellung des unterdrückten Schweißes gehoben werden können. Bei kranken Personen ist der Schweiß je nach der Besonderheit des Falles von sehr verschiedener Bedeutung. Tritt ein solcher sogleich im Anfange fieberhafter Krankheiten ein, so kann man für einen glücklichen Verlauf derselben nichts von ihm erwarten; anders verhält es sich, wenn er sich in einem spätern Zeitraume derselben einstellt, dann hat er oft rasche Besserung zur Folge. Dies ist der sogenannte kritische Schweiß. Ein solcher ist in der Regel allgemein, d.h. über den ganzen Körper verbreitet, warm, wässerig, anhaltend, reichlich. Nicht kritische Schweiße beschränken sich meist auf einzelne Stellen der Hautoberfläche und sind nicht selten zugleich kalt und klebrig. Von schlimmer Bedeutung sind die alle Nächte sich wiederholenden, gewöhnlich äußerst reichlichen Nachtschweiße, welche in abzehrenden Krankheiten, wie z.B. bei den verschiedenen Schwindsuchten, beobachtet werden, weil sie die Lebenskraft durch den beträchtlichen Säfteverlust noch mehr erschöpfen und die bald zu befürchtende Auflösung des Kranken verkündigen. – Schweißbläs chen werden die bei oft und stark schwitzenden, übrigens gesunden Personen stellenweise aufschießenden Frieselbläschen genannt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 134.
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