Simson

[196] Simson, der wegen seiner Leibesstärke gefeierte Held der Hebräer, war aus dem Stamme Dan und trat bereits im 20. Jahre als Schophet oder Richter des Volkes auf. Er war der Sohn einer lange unfruchtbar gewesenen Mutter, und wurde noch vor seiner Geburt als Nasiräer Gott geweiht. In einer Reihe von Großthaten fügte er den damals über Israel herrschenden Philistern den größten Verdruß und Schaden zu und wurde bald das allgemeine Schreckbild derselben. Er zerriß unbewaffnet einen Löwen, von welchem er auf dem Wege zu seiner Geliebten, einer Philistäerin, angefallen wurde, und als ein Bienenschwarm im Gerippe des todten Löwen sich angebaut hatte, legte er davon auf seiner Hochzeit den Philistern ein Räthsel vor, für dessen Lösung gegenseitig 30 Festkleider versprochen wurden, die er den Philistern, als sie das Räthsel mit Hülfe seiner Frau erriethen, von der Beute ebenso viel erschlagener Landsleute derselben zustellte. Um hierauf die Schmach der Entführung seiner Frau an den Philistern zu rächen, fing er 300 Füchse, Schakals, ein und jagte sie, mit Bränden versehen, in ihre Saatfelder, Wein- und Ölpflanzungen. Nun zwangen die Philister die Hebräer, Simson auszuliefern. Sie jauchzten ihm entgegen, als er mit neuen Stricken gebunden, ihnen zugeführt wurde; aber S. zerriß die Stricke and erschlug mit einem Eselskinnbacken bei 1000 Mann seiner Feinde. Nach dieser Heldenthat dem Verschmachten nahe, ward auf sein Gebet die Zahnhöhle des Kinnbackens zur Wasserquelle. Hierauf drohten die Philister, S., als er in ihrer Stadt Gaza bei einem Weibe war, zu überfallen, aber S. hob in der Nacht die Thorflügel der Stadt aus und trug sie zu ihrer Verspottung auf einen nahen Berg vor derselben. Endlich gerieth S. in die Gewalt seiner Feinde durch die List seiner Geliebten Delila, der er, auf Anstiften der Philister, nachdem er sie drei Mal vergeblich getäuscht hatte, entdeckte, daß seine Gewalt und Stärke in seinen Haaren verborgen sei, worauf diese, als er auf ihrem Schoose schlief, die heimlich versteckten Philister herbeirief, die ihm das Haar abschnitten und ihn so seiner Stärke beraubten. An seinen Augen geblendet, mußte er hierauf Mühlsklave bei den Philistern sein, aber er rächte sich, nachdem er mit den Haaren seine Stärke wiedererlangt hatte und die Philister ihn zu ihrem Ergötzen auf ein Fest, das sie ihrem Gotte Dagon feierten, riefen, indem er die beiden Säulen des Tempels, in welchem sie versammelt waren, faßte, und sich sammt seinen Feinden unter den einstürzenden Trümmern desselben begrub.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 196.
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