Spiel

[246] Spiel (das) ist der Arbeit entgegengesetzt, sodaß es ohne diesen seinen Gegensatz selbst zu existiren aufhört. Es ist, wie die Arbeit, eine Beschäftigung, aber eine solche, welche nicht zur Erreichung eines ernsten Lebenszwecks, sondern zur Erheiterung und Erholung unternommen wird. Sobald das Spiel zur einzigen Beschäftigung wird, nicht mit Arbeit abwechselt, hört es auf, Erheiterung und Erholung zu gewähren, und wird, wenn es dennoch betrieben wird, selbst zu einer Arbeit. Die Spiele unterscheiden sich voneinander theils dadurch, daß einige mehr die körperlichen, andere mehr die geistigen Kräfte in Anspruch nehmen, theils durch den Grad von Geschicklichkeit und Geisteskraft, welchen sie erfodern. Während das Kind sich mit seinem Spielzeug beschäftigt und diese Beschäftigung nur erst den geringsten Grad von Geisteskraft in Anspruch nimmt, sind die Spiele, die dem Manne Unterhaltung gewähren, theils solche, welche eine besondere Übung und Geschicklichkeit beanspruchen, wie das Billardspiel, theils solche, zu denen ein bedeutender Grad von Verstandesreife gehört, wie das Schachspiel und die meisten Kartenspiele. Allerdings hat auch das reifere Alter gewisse Spiele, bei denen der Verstand nicht selbst Beschäftigung findet, sondern der Zufall regiert, aber, um diesen Spielen Interesse zu geben, muß man Gewinn und Verlust von dem Zufalle abhängig machen. Diese sogenannten Hazardspiele (s. Hazard) verführen sehr leicht dazu, daß sie nicht zur Erholung und Aufheiterung, sondern wegen des mit ihnen verknüpften möglichen Gewinns betrieben werden, und reizen dadurch die niedrigste der menschlichen Leidenschaften, den Eigennutz, auf, welcher dann Schlechtigkeiten aller Art zur Folge hat, und zugleich vernichtet die aufgeregte Leidenschaft allmälig die Körper- und Geisteskräfte. Mit Recht sind diese Spiele daher bei gesitteten Menschen verachtet und in wohleingerichteten Staaten verboten.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 246.
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