Steinöl

[286] Steinöl oder Bergöl ist ein natürlich vorkommendes säurehaltendes, brenzliches Öl, das wahrscheinlich durch unterirdisches Austreten aus organischen Stoffen, Asphalt, Steinkohlen u.s.w., entsteht. Man unterscheidet mehre Sorten. Die beste ist die Naphtha (s.d.) oder Bergnaphtha, welche man natürlich findet oder durch Reinigung aus den geringeren Sorten gewinnt. Sie ist ein farbloses, wasserhelles, sehr dünnflüssiges Öl, leichter als Wasser, fast geruch- und geschmacklos, unlöslich im Wasser, sehr flüchtig und leicht entzündlich, wobei sie mit einer hellrußenden Flamme verbrennt. Das weiße Steinöl ist blaßgelb oder röthlichgelb; das rothe roth oder rothgelb; das schwarze dunkelschwarzbraun, dickflüssig. Je unreiner das Steinöl ist, desto widerlicher ist sein Geruch, desto schärfer ist sein Geschmack. Das schwarze Steinöl verdickt sich an der Luft immer mehr und geht so endlich in Bergtheer oder Pissasphalt über. Man braucht das schwarze Steinöl zu Salben und Pflastern, als Wagenschmiere und um das Rosten des Eisens zu verhindern. Die feinern Sorten werden in der Medicin angewendet. In einigen Gegenden benutzt man das Steinöl zu Brennmaterial. Die schönste Naphtha findet man bei der Insel Abnheron im kaspischen Meere. Gleich ausgezeichnete Naphtha liefert die Quelle zu Amiana in Parma bei Iesrowo und Varese. Quellen, welche außer dem Wasser Bergöl oder Bergtheer liefern, findet man sehr häufig, z.B. zu Gretenberg, Häningsen, Edemissen, Wietzen im Hanöverschen, zu Tegernsee in Baiern, das Lambertsloch bei Straßburg, der Bechetbrunnen in den Vogesen, an vielen Orten in Frankreich, Italien, England, Ungarn, Gallizien, Rußland. Viel bedeutender sind jedoch die Bergölquellen in Asien, namentlich bei Baku in der Nähe des kaspischen Meeres und der Insel Abnheron. Die Quellen werden täglich abgeschöpft und sind so bedeutend, daß man von den größern täglich an 700 Pfd. gewinnt. Die Perser benutzen das Bergöl allgemein als Brennmaterial. Im Golf von Bengalen gewinnt man aus 560 Brunnen Bergöl. Auch Amerika und die zu demselben gehörigen Inseln haben viele Naphthaquellen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 286.
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