Sucre

[326] Sucre (Antonio José de), einer der ausgezeichnetsten Anführer unter Denen, welche die Befreiung Südamerikas von der span. Herrschaft bewirkten. Er war 1793 zu Cumana, einer Hafenstadt an der Nordküste von Venezuela, geboren worden, diente zuerst unter Miranda (s.d.), welcher sich gegen die span. Tyrannei erhoben hatte, dann unter dem Mulattengeneral Piar und endlich, seit 1817, unter Bolivar (s.d.). Als Commandant eines Armeecorps siegte er 1820 bei La Plata über die Spanier, eroberte 1821 die Hafenstadt Guayaquil und schlug die Spanier abermals. Nachdem er sich hierauf mit den peruanischen Truppen des Generals Andreas de Santa Cruz vereinigt, schlug er 1822 die Spanier am Fuße des Pichincha, welcher Sieg die Einnahme von Quito und die Räumung der Provinz von den Spaniern zur Folge hatte. Er ging hierauf 1823 nach Peru und nahm Lima ein. Nach der Wiederbesetzung Limas durch die Spanier erhielt S. als oberster Befehlshaber fast unumschränkte Gewalt und siegte 1824 in der das Schicksal Südamerikas entscheidenden Schlacht von Ayacucho. S. erhielt von Bolivar den Titel eines Großmarschalls von Ayacucho und 1825 wurde er von dem neuerrichteten Freistaate Bolivia zum Präsidenten auf Lebenszeit erwählt. Der Despotismus, mit welchem er regierte, hatte schon 1827 einen Militairaufstand in La Paz zur Folge, bei dessen Unterdrückung S. um einen Arm kam. Nachdem aber 1828 ein zweiter Aufstand in der Hauptstadt ausgebrochen war, bei welchem er selbst fast in den Händen seiner Gegner geblieben wäre, sah sich S. bewogen, 1828 abzudanken. Er begab sich zu Bolivar, welcher Präsident von Colombia war, und wurde von demselben zum Oberbefehlshaber über das Heer ernannt, welches gegen die Peruaner kämpfen sollte. Die darauf folgende Schlacht blieb unentschieden, doch kam in Folge einer Regierungsveränderung in Peru der Friede 1829 zu Stande. Indeß brachen auch gegen Bolivar Unruhen aus und S. war, namentlich nachdem er in Bogota zum Präsidenten des constituirenden Congresses ernannt worden war, eifrig bemüht, Bolivar in seinem Ansehen zu halten. Seine Unterhandlungen, um die Misverständnisse mit Venezuela auszugleichen, blieben fruchtlos, und während er mit denselben in Merida beschäftigt war, wurde Bolivar zur Abdankung genöthigt. Im Auftrage Bolivar's wollte sich S. zur Südarmee begeben, um in Bogota eine Gegenrevolution zu bewirken, wurde aber auf dieser Reise hinter Pastos in dem Gehölze von Berucas 1830 ermordet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 326.
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