Terminismus

[389] Terminismus, oft mit Determinismus in gleicher Bedeutung gebraucht, nennt man die Behauptung einiger Theologen, nach welcher Gott für jeden Menschen in diesem Leben einen gewissen Termin oder Zeitpunkt zur Besserung festgesetzt habe (Gnadenfrist), über den hinaus, wenn er unbenutzt vorübergegangen, es für ihn keine Vergebung der Sünden und Erlangung der Seligkeit mehr gebe, sondern Beides auf immer verwirkt sei. Die Anhänger dieser Meinung werden Terministen genannt und der über dieselbe am Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrh. in der protestantischen Kirche geführte Streit heißt der terministische. Derselbe ging von Joh. Georg Böse, Diakonus zu Sorau, aus und setzte längere Zeit die Universitäten Rostock, Leipzig, Wittenberg und Halle in große Bewegung. – Von den Terministen sind zu unterscheiden die Terminanten oder Terminirer, Stationirer, fahrende Schüler des heiligen Geistes, Marienknechte. So heißen nämlich bei den Katholiken diejenigen Mönche, welche im Namen ihres Klosters auf Betteleien in einem gewissen District (terminus) ausgehen. Terminerei heißt hiernach ein observanzmäßiges Recht der Mönche, die Bettelei in Dörfern und Städten zu treiben. Terminiren heißt betteln; Häuser, welche den Bettelmönchen gehören, nennt man Terminirhäuser.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 389.
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