Ternaux

[390] Ternaux (Guillaume Louis, Baron von) war einer der gewerbthätigsten und erfindungsreichsten Männer, welcher eine große Anzahl von Manufacturen und Fabriken gründete und in denselben an 6000 Arbeiter beschäftigte, ohne die 120–150 Commis, welche in seinen Comptoirs thätig waren. Er wurde zu Sedan 1763 geboren und war der Sohn eines Kaufmanns, dessen bedeutender Handlung er schon seit seinem 17. Jahre als Chef vorstand. Nach und nach dehnte er seine Thätigkeit immer weiter aus und machte eine Menge nützlicher Erfindungen. Er führte die Spinnmaschinen in Frankreich ein, verbesserte die Schafzucht, legte Getreidemagazine an und gründete Webereien und andere Fabriken und Manufacturen zu St.-Ouen, Rheims, Sedan, Elboeuf u.s.w., Handlungshäuser zu Paris, Rouen, Havre, Bordeaux, Bayonne, Genua, Livorno, Neapel und Petersburg. Das Revolutionstribunal erklärte ihn 1793 außer dem Gesetz, weil er in Sedan die Verhaftung der Commissarien des Nationalconvents begünstigt hatte, und so mußte er, um sein Leben zu retten, aus Frankreich fliehen. Vergebens foderte man ihn im Auslande auf, Manufacturen zu errichten. Nachdem er nach Frankreich zurückgekehrt war, stimmte er als Mitglied der Handelskammer und des Manufacturraths gegen das Consulat auf Lebenszeit und gegen das Kaiserthum. Dennoch gab Napoleon einem so ausgezeichneten Manne wiederholte Beweise seiner Anerkennung. Auch die Bourbons, deren eifriger Anhänger er war, waren ihm gewogen. Als dieselben 1815 zum zweiten Mal Frankreich verlassen mußten, verließ auch er sein Vaterland zum zweiten Mal und mit jenen kehrte er zurück. Er wurde hierauf wiederholt mit öffentlichen Ämtern bekleidet, ward z.B. 1816 Mitglied der Commission, welche eine neue Finanzordnung begründete, 1818 und 1819 Deputirter des Seinedepartements in der Kammer. Ludwig XVIII. ernannte ihn 1819 zum Baron. Durch die politischen Wechsel hatte er mehrmals bedeutende Summen eingebüßt, noch zuletzt durch die Julirevolution 1830; doch hinterließ er bei seinem zu St.-Ouen 1833 erfolgten Tode noch ein sehr ansehnliches Vermögen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 390.
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