Troppau

[485] Troppau, die Hauptstadt des im preuß. und östr. Schlesien (s.d.) gelegenen Fürstenthums Troppau, welches seit 1614 dem fürstl. Hause Liechtenstein gehört, liegt an der Oppa im östr. Schlesien, hat 11,000 Einw. und ist in neuester Zeit durch den vom Oct. bis Dec. 1820 dort gehaltenen Congreß (s.d.) bekannt geworden. Es war derselbe gegen die auf der pyrenäischen Halbinsel und besonders in Neapel damals durch die stehenden Heere bewirkten Staatsveränderungen gerichtet und die Verhandlungen liefen auf eine Übereinkunft der Großmächte hinaus, keine Verfassung anerkennen zu wollen, welche nicht dem legitimen, monarchischen, europ. Staatensysteme entspreche. Frankreich und England erhoben jedoch, letzteres überhaupt, ersteres durch Bedingungen, Schwierigkeiten hinsichtlich ihres Beitritts zu den gegen Neapel wegen Herstellung der frühern Ordnung der Dinge beabsichtigten Gewaltmaßregeln. Neapel selbst suchte durch im Namen des Königs erlassene Noten die neue Verfassung allen europ. Höfen gegenüber zu rechtfertigen; dagegen erließen aber die Kaiser von Rußland und Östreich und der König von Preußen an den König von Neapel Einladungsschreiben, als Vermittler für seine Staaten sich nach Laibach zu begeben, wohin im Dec. 1820 der Congreß verlegt wurde. Der russ. Kaiser Alexander I., Kaiser Franz I., König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, der damalige Großfürst Nikolaus und der Kronprinz von Preußen waren persönlich in T. anwesend, außerdem Fürst Metternich und eine Menge der ausgezeichnetsten Minister und Diplomaten. Die Resultate der Verhandlungen zu T. wurden in Laibach erst festgesetzt, und hier die Einmischung in die Angelegenheiten fremder Staaten von den Mächten des Festlandes als völkerrechtlicher Grundsatz anerkannt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 485.
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