Troppau

[869] Troppau, 1) Herzogthum im österreichischen Schlesien, an der Oder, Oppa u. Mora, seit 1614 Besitz des Fürsten Liechtenstein. Als Schlesien in mehre Herzogthümer zerfiel, gehörte T. zu dem Herzogthume Teschen. Unter Wenzel III. kam es an Böhmen, u. Ottokar, König von Böhmen, belehnte seinen natürlichen Sohn Niklas damit, dessen Nachkommen 1469 ausstarben. 1571 wurde Victorin, Sohn von Georg Podiebrad, damit belehnt, gab es aber später gegen slawonische Güter wieder ab, worauf es Matthias Corvinus erhielt u. seinem Sohne gab, welcher es aber bald wieder verlor. Wladislaw IV. gab es hierauf seinem Bruder Johann Albrecht u. dieser, als er 1492 König von Polen wurde, seinem Brnder Sigmund; als auch dieser 1507 König von Polen wurde, fiel es an Böhmen zurück. 1523 erhielt es Kasimir IV. zu Teschen auf Lebenszeit, u. 1614 wurde es an die Fürsten von Liechtenstein verpfändet, welche noch gegenwärtig im Besitz des Herzogthums sind; vgl. Dudik, Des Herzogthums T. ehemalige Stellung zur Markgrafschaft Mähren, Wien 1857; 2) ehemals Kreis ebd., 48 QM., theilte sich in die Herzogthümer T., Jägerndorf u. Neisse, die Minderherrschaften Freudenthal u. Olbersdorf u. die Grafschaft Hennersdorf; 3) Stadt- u. Landbezirk im österreichischen Herzogthum Schlesien; 4) Stadt u. Landeshauptstadt darin, rechts an der Oppa u. an der Zweigbahn Schönbrunn-T. der Wien-Oderberger Eisenbahn, besteht aus der inneren Stadt u. drei Vorstädten (Grätzer-, Jaklarer- u. Ratiborervorstadt), ist Sitz der Landesregierungs- u. Gerichtsbehörden, der schlesischen Advocaten- u. einer Notariatskammer, der Steuer-, Bezirks- u.a. Behörden, eines Archipresbyteriats, eines Platzcommandos, einer Handels- u. Gewerbekammer, einer Filialescompte- u. Leihanstalt der österreichischen Nationalbank, hat ein fürstlich Liechtensteinsches Schloß, unter den Kirchen die alte gothische Hauptpfarrkirche, die vormalige Jesuitenkirche, die Minoritenkirche zum Heiligen Geist, Minoritenconvent, zwei Nonnenklöster, Obergymnasium mit Museum u. Bibliothek, Oberreal-, Handels-, Hauptschule, zwei Krankenhäuser, drei Hospitäler, Siechenanstalt, Rettungshaus, Theater, Lesecasino, Musikverein, Tuchweberei, Wollenwaarenwirkerei, Liqeur-, Maschinen- Rübenzuckerfabriken, Bierbrauerei, Papiermühle, Ziegelei, Speditions-, Tuch- u. Leinwandhandel, große Vieh- u. Wollenmärkte u. 13,900 Ew. Dabei schöne Gartenanlagen (Chiosk) u. großer Park, u. eine Stunde davon Bad Johannisbrunn. – T. wird um 1164 zuerst erwähnt u. war Sitz der Herzöge, s. oben. Hier Ende 1820 der Troppauer Congreß, wo sich die Kaiser von Rußland u. von Österreich u. der König von Preußen mit ihren Diplomaten (Fürst Metternich, Genz, Graf Mercy u. Graf Zichy von österreichischer, Graf Nesselrode u. Capo d'Istrias, Fürst Wolchonsky, Graf Golowkin, Fürst Menzikow, Graf Alopäus von russischer, Fürst Hardenberg, Graf Bernstorff von preußischer Seite) versammelten; englischer Seits war Lord Stewart, französischer die Minister de la Feronaye u. Caraman, neapolitanischer Fürst Ruffo gegenwärtig. Ursache der Versammlung war die neapolitanische Revolution. Rußland, Österreich u. Preußen waren. gesonnen die neapolitanische Constitution durch Österreichs Waffen zu unterdrücken, England mißbilligte aber die Intervention u. Frankreich schien, obgleich es die Rechtlosigkeit der neapolitanischen Revolution erkannte, auf einen günstigen Zufall zu lauern, um vortheilhafte Chancen für sich zu nützen. Da indeß Neapel zu entfernt von dem Congreßorte war, so wurde im Dec. der Congreß nach Laibach verlegt u. hier am 27. Jan. 1821 eröffnet. Die Kaiser von Österreich u. von Rußland u. der Herzog von [869] Modena waren persönlich zu Laibach anwesend, später kam auch noch der König von Neapel an; Preußen sendete Hardenberg u. Bernstorff. Von Laibach aus erließ man eine Declaration gegen Neapel u. ließ dieselbe durch eine österreichische Armee unterstützen, welche in Neapel einrückte u. dasselbe besetzte. Gleiches geschah gegen Piemont, wo am 10. März 1821 die Militärrevolution ausgebrochen war, u. da hier alles beruhigt war, wurde am 12. Mai 1821 der Congreß wieder geschlossen. Er erließ aber zuvor eine Declaration, worin die Monarchen erklärten, daß Gerechtigkeit u. Uneigennützigkeit fortwährend ihre Maßregeln leiten sollten. Zugleich beschlossen sie den Congreß 1822 in Florenz wieder zu eröffnen, was jedoch in Verona geschah.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 869-870.
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