Weser

[697] Weser (die) gehört zu den wichtigsten schiffbaren Flüssen des nördl. Deutschlands und entsteht aus der Vereinigung der bereits schiffbaren Flüsse Werra und Fulda bei hanöv. Münden, von wo an sie Weser heißen. Die Werra entspringt im Herzogthume Sachsen-Meiningen am Saukopfe zwischen Friedrichshöhe und Limbach, fließt durch preuß. Gebiet und Kurhessen, wo sie bei Wanfried schiffbar wird, und vereinigt sich nach einem 37 M. langen Laufe mit der Fulda, welche vom Rhöngebirge aus Baiern kommt, bei Fulda schiffbar wird und einen 27 M. weiten Lauf hat. Die Weser strömt von Münden aus durch hanov., braunschweig., preuß, bremer, oldenburg. Gebiet, 49 M. lang und 10 M. unterhalb Bremen in die Nordsee, nachdem sie noch von der rechten Seite die Aller, Wümme, Lüne und Geste, von der linken die Au, Delme, Hunte aufgenommen hat. Die Weser erreicht eine Breite von 450 F., hat aber sehr ungleiche Tiefe und leidet im untern Laufe an zunehmender Versandung, ist aber bei Trockenheit auch im obern Laufe mitunter Monate lang nicht zu befahren. Flut und Seeschiffe gehen aufwärts bis zur Mündung der Hunte bei Elsfleth. Ihr oberes Bett wird vom Einflusse der Diemel bis zu dem der Werra im Lippeschen von den meist steilen und bewaldeten Wesergebirgen eingefaßt, zwischen denen gut angebaute Thäler sich ausbreiten, die sich am linken Ufer nach dem Rhein hin verzweigen und von welchen am rechten Ufer der Solling, Osterwald, Deistel und Süntel als Theile gelten können. Als Wasserstraße ist die Weser mit ihren theilweise schiffbaren Nebenflüssen für den deutschen Handel von großer Wichtigkeit. Die Weserfrachten gehen auf der Fulda bis Hersfeld, auf der Werra bis Wanfried, mittels der Aller bis Celle und durch die Leine bis Hanover; mit Benutzung der schiffbaren Lippe soll sie endlich mit dem Rhein in Verbindung gebracht werden. Die größten Weserschiffe von 118–120 F. Länge und 8–9 F. Breite heißen Böcke, die mittlern von 106 F. Länge und 6–8 F. Breite Achter, After, Hintergehänge; die kleinsten werden Büllen genannt. Je nach der Größe beträgt ihre Ladung bis 40, bis 30 und bis 10 Lasten, die zusammengenommen eine Mast genannt werden; eine volle Mast hat 60–70 Lasten. Von Bremen bis Hameln werden die Fahrzeuge durch Menschen, von Hameln bis Münden durch Pferde gezogen, und in Bremen kommen des Jahrs 1000, in Münden 350, auf der Fulda 130, auf der Werra 100 Schiffe an. Stapelrechte, Gerechtsame von Gilden und Ortschaften, die Ansprüche der vielen Staaten, welche die Weser durchströmt, legten ihrer Beschiffung lange Zeit eine Menge Plackereien und Hemmungen in den Weg, deren Beseitigung erst nach vorhergegangenen vielen Verhandlungen in Folge der wiener Congreßbeschlüsse durch eine von 1821–23 zu Münden versammelt gewesene Weserschiffahrtscommission bewirkt worden ist. Diese bestand aus Bevollmächtigten der Uferstaaten und gab im Sept. 1823 die Weserschiffahrtsacte, durch welche die Schiffahrtsfreiheit des Stromes von Vereinigung der Werra und Fulda bis in die hohe See und umgekehrt ausgesprochen und alle ausschließende Begünstigungen, Stapel- und Zwangsumschlagsrechte aufgehoben wurden. Anstatt der vielerlei frühern Abgaben wurde ein Weserzoll eingeführt, der auf die ganze Ausdehnung des Stromes nicht über 315 Pfennige vom Schiffspfunde zu 300 Pfd. betragen sollte und später auf 2361/2 Pf. vermindert worden ist. Nur Ein-, Ausgang- und Verbrauchssteuern, Hafen-, Krahn-, Niederlage- und Lootsengelder dürfen außerdem noch erhoben werden. Von Zeit zu Zeit, wie z.B. 1825 und 1829, versammeln sich in einer Weserstadt Commissionen zur Vereinbarung über etwaige Neuerungen und Abänderungen. Verladen werden auf der Weser hauptsächlich die Producte des Harzes, Leinengarn, Wolle, Rüböl, Leinwand, Glas, Colonialwaaren, Taback, Wein, Thran, engl. Fabrikwaaren, und die wichtigste Handelsstadt an derselben ist Bremen (s.d.).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 697.
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