Wurzel

[766] Wurzel heißt an den Pflanzen der meist im Erdboden verborgene Theil, welcher ihnen vorzugsweise Nahrung zuführt, aber auch die einer besondern Art von Gewächsen nicht zusagenden Stoffe absondert, wie neuere Untersuchungen gelehrt haben. In Hinsicht ihrer Gestalt und der Richtung, in welcher sie sich in der Erde verbreiten, sowie in ihrer Substanz sind sie sehr verschieden und man bezeichnet sie danach als Knollen, Rüben, Zwiebeln, kegel- oder spindelförmig, fleischig, knotig, holzig, zaserig, die sein verästelt, als Pfahl, die einfach und in gerader Richtung in den Boden eindringt und wenn sie sich in mehre, gleichfalls in die Tiefe gerichtete Äste theilt, Herzwurzel heißt. Alle stärkern, an der Oberfläche sich verbreitenden Wurzeln heißen Seitenwurzeln, die seinen und dicht an der Oberfläche liegenden werden Thauwurzeln genannt. Die Kraft, mit welcher die Wurzeln in den Boden dringen, ist bei manchen Pflanzen sehr groß und nicht allein die Wurzeln von Eichen, sondern schon die kleinen des Epheu vermögen Mauern zu sprengen. – In bildlichem Sinne versteht man unter Wurzel auch so viel wie den Grund einer Sache, z.B. einer Krankheit. In der Mathematik wird unter Wurzel eine Größe verstanden, aus welcher durch Multipliciren mit sich selbst eine Potenz (s.d.) gebildet worden ist oder gebildet werden soll. So vielmal die Multiplication stattfindet, die sovielte Potenz entsteht, und 5 ist z.B. die zweite oder Quadratwurzel von 25, denn 5 . 5 = 25; von 125 ist 5 die dritte (5 . 5 . 5 = 125) oder Cubikwurzel, von 625 die vierte (5 . 5 . 5 . 5 = 625) oder Biquadratwurzel. Das Auffinden einer bestimmten Wurzel aus einer gegebenen Zahl oder Größe heißt das Ausziehen der Wurzel. Daß dies geschehen soll, wird durch Vorsetzung des Wurzelzeichens √ angedeutet, welches ursprünglich ein lat. r (von radix die Wurzel) war. So heißt ∛125, daß die Cubikwurzel aus 125 zu suchen ist, oder wie man auch sagt, daß der Radicant 125 durch 3, den Wurzelexponenten, radicirt werden soll.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 766.
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