Stickstoff

[767] Stickstoff, Stickgas (Nitrogenium, chem. Zeichen N), farb-, geruch- und geschmackloses gasförmiges Element, das sich durch starken Druck und starke Abkühlung zu einer farblosen Flüssigkeit, die bei – 194° siedet und bei – 214° erstarrt, verflüssigen läßt; spez. Gew. 0,96 Atomgew. 14,04; findet sich frei in der Luft zu 78,4 Volumproz., gebunden als Natrium- und Kaliumnitrat, in vielen Pflanzen- und Tierbestandteilen (Eiweiß, Blut etc.), wird aus der Luft (mit Argon gemischt) erhalten, indem man den Sauerstoff durch glühendes Kupfer, Phosphor oder alkalisches Pyrogallol absorbieren läßt; chemisch rein dargestellt durch Erhitzen einer konzentrierten Lösung von salpetrigsaurem Ammonium, das in S. und Wasser zerfällt, oder durch Einleiten von Chlor in wässeriges Ammoniak. S. ist sehr indifferent, weder brennbar noch die Verbrennung unterhaltend, vereinigt sich in der Kälte nur mit Lithium, bei Rotglut mit Kalzium, Magnesium, Bor, Titan zu Nitriden, mit Wasserstoff und Sauerstoff direkt nur unter Einwirkung des elektr. Stroms; mit Kohlenstoff liefert er giftiges Cyan (s.d.), mit Wasserstoff Ammoniak (s.d.), Hydrazin und Stickstoffwasserstoff (Azoimid), als Natriumsalz aus Natriumamid durch Stickoxydulgas entstehend, wasserfrei eine helle, bei 37° siedende Flüssigkeit bildend, die häufig schon von selbst mit furchtbarer Gewalt explodiert; die wässerige Lösung ist gefahrlos, löst dieselben Metalle wie die Salzsäure und bildet Salze (Stickstoffmetalle), die trocken sehr explosiv sind; Sauerstoffverbindungen (Oxyde) des S.: Hydroxylamin; Stickstoffoxydul (s. Lustgas); das Anhydrid der untersalpetrigen Säure (Nitrosylsäure), eine dicke, farblose, leicht explodierende Flüssigkeit; ihre Salze (Hyponitrite) entstehen bei der Reduktion von Nitraten oder Nitriten mit Natriumamalgam; Stickstoffoxyd (Stickstoffmonoxyd, Stickoxyd) entsteht aus Salpetersäure durch Kupfer, Quecksilber und andere Metalle; farbloses, neutrales Gas, bei – 93° und 71 Atmosphären Druck zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtbar, ist nicht brennbar, unterhält die Verbrennung mit großer Energie, explodiert nicht, wenn es, mit Wasserstoff gemischt, entzündet wird, bildet mit Luft oder Sauerstoff gemengt sofort rote Dämpfe von Stickstofftri- und Tetroxyd, ist wichtig für die Schwefelsäuredarstellung in den Bleikammern; Stickstofftrioxyd ist das Anhydrid der Salpetrigen Säure (s.d.); Stickstofftetroxyd (Stickstoffperoxyd, früher Untersalpetersäure genannt) entsteht durch Vereinigung gleicher Volumina Stickoxyd und Sauerstoff, bildet sich bei vielen Oxydationen mit konzentrierter Salpetersäure, wird durch Erhitzen von Bleinitrat gewonnen, ist bei niederer Temperatur eine farblose Flüssigkeit, die bei – 10° zu schmelzenden Kristallen erstarrt, liefert mit kaltem Wasser salpetrige Säure und Salpetersäure, mit Basen deren Salze, färbt sich schon bei 0° gelb und verwandelt sich, über den Siedepunkt (26°) erhitzt, vollständig in das rotbraune, erstickend riechende Stickstoffdioxyd; dieses ist ein sehr giftiges, stark oxydierend wirkendes Gas, das mit Wasser in Salpetersäure und Stickoxyd zerfällt (in der roten rauchenden Salpetersäure enthalten); Stickstoffpentoxyd ist das Anhydrid der Salpetersäure (s.d.). Mit den Halogenen liefert der S. sehr explosive Verbindungen (Chlorstickstoff, Jodstickstoff, s. Chlor und Jod).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 767.
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