Quecksilber

[478] Quecksilber (lat. Mercurĭus oder Hydrargўrum, chem. Zeichen Hg), seltenes Metall, kommt gediegen in seinen Tröpfchen (Jungfern-Q.), an Chlor gebunden als Quecksilberhornerz, als natürliches Amalgam und hauptsächlich an Schwefel gebunden als Zinnober in Almaden (Spanien), Idria (Krain), Neu-Almaden (Kalifornien), am Ural, in China, Japan, Mexiko und Peru vor. Zur Darstellung wird Zinnober mit Eisen oder Kalk erhitzt, wobei der Schwefel zu schwefliger Säure verbrannt und das dampfförmig entweichende Q. kondensiert wird (in durch Wasser gekühlten eisernen Kästen bei den Knoxöfen, in Tonröhren bei den Aludelöfen). Q. kommt in eisernen Flaschen von 34,5 kg Inhalt in den Handel; Jahresproduktion etwa 15.000 t. Q. ist das einzige bei gewöhnlicher Temperatur flüssige [478] Metall, bleibt, wenn rein, silberweiß, wird bei -39,5° C. fest und dehnbar, siedet bei 360° C.; spez. Gewicht 13,6 (fest 14,2), Atomgewicht 200. Es verflüchtigt sich schon bei gewöhnlicher Temperatur langsam; die Dämpfe sind sehr giftig. Q. löst sich in Salpetersäure und in heißer konzentrierter Schwefelsäure. Metallisches Q. ist offizinell, dient als entzündungswidriges und antisyphilitisches Mittel, in der Technik zur Extraktion von Silber und Gold aus ihren Erzen, zur Feuervergoldung, zur Spiegelherstellung, zur Füllung von Barometern, Thermometern, Manometern, zu Luftpumpen, zur Absperrung von in Wasser löslichen Gasen in der Gasanalyse, als Norm für die Messung des elektr. Widerstandes. – Q. legiert sich mit den meisten Metallen zu sog. Amalgamen (s.d.). Es bildet zwei Oxyde und dementsprechend zwei Reihen von Verbindungen (Hydrargyro- oder Merkuro- und Hydrargyri- oder Merkuriverbindungen); so gibt es z.B. zwei Verbindungen des Chlor-Q., Quecksilberchlorür und Quecksilberchlorid. Alle im Magensaft löslichen Quecksilbersalze sind heftige Gifte (s. Quecksilbervergiftung), viele Quecksilberverbindungen geschätzte Heilmittel (s. Quecksilbermittel). Quecksilberoxydul (Merkurooxyd), braunschwarzes Pulver, zerfällt am Licht in Quecksilberoxydul und Q.; Quecksilberchlorür (s.d.); Quecksilberjodür (Merkurojodid), grüngelbes, amorphes, unlösliches Pulver, Mittel gegen Syphilis; Quecksilberoxydulnitrat (salpetersaures Q., Merkuronitrat), farblose, in Wasser lösliche Kristalle, dient als Beize in der Hutmacherei, als Arzneimittel und zur Fällung und Bestimmung der Chromsäure als gelbes Merkurochromat; Quecksilberoxyd (Merkurioxyd, rotes Präzipitat) entsteht als rotes Kristallpulver beim Erhitzen von Q. an der Luft oder eines Gemenges von Q. und Merkuronitrat als gelber, amorpher Niederschlag aus Merkurisalzlösungen durch Alkalien, ist in Wasser unlöslich, zerfällt bei 500° in Q. und Sauerstoff; dient in der Medizin gegen Syphilis und Augenentzündungen, ferner zum Anstreichen von Schiffsböden und in der Porzellanmalerei; Quecksilberchlorid (s.d.) liefert Doppelsalze mit Alkalichloriden und Ammoniumchlorid (Alembrothsalz, s.d.), und mit Ammoniak das offizinelle Merkuriammonchlorid (weißes Präzipitat), weißes amorphes, in Wasser und Weingeist unlösliches Pulver, mildes Ätzmittel, in Serbien und Rumänien als Schönheits-und Abortivmittel verwendet; Quecksilberjodid (Jod-Q., Merkurijodid, Jodzinnober), scharlachroter Niederschlag aus Sublimatlösung durch Kaliumjodid, in Wasser unlöslich, in Alkohol dagegen löslich, Mittel gegen Syphilis; Quecksilber-(Oxyd-)sulfat (Merkurisulfat, Quecksilbervitriol), aus dem Metall durch heiße Schwefelsäure gewonnen, weiße Kristallmasse, gibt mit viel Wasser ein unlösliches gelbes basisches Sulfat (Turpethum minerale), früher offizinell; Quecksilbercyanid (Cyan-Q., Merkuricyanid), durchsichtige, höchst giftige Kristalle; Quecksilberrhodanid (Rhodan-Q. oder Merkurithiocyanat, weißes amorphes Pulver aus Merkurisalzen und Rhodankalium, verbrennt, angezündet, unter starkem Aufblähen; Hauptbestandteil der Pharaoschlangen. Quecksilbersulfid (Schwefel-Q., Merkurisulfid) entsteht als schwarzes amorphes Pulver, Quecksilber-(Metall-)mohr oder Quecksilberschwarz (Aethiops mineralis) aus Merkurisalzlösungen durch Schwefelwasserstoff oder beim Verreiben von Q. mit Schwefel, verwandelt sich beim Sublimieren in den roten kristallinischen Zinnober, wichtige Malerfarbe; beide Modifikationen lösen sich nicht in Wasser, Weingeist, Salz- und Salpetersäure, leicht in Königswasser, zerfallen beim Erhitzen an der Luft in schweflige Säure und Q.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 478-479.
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