Tuberkulose

Bakterien. 1. Streptokokken. 2. Staphylokokken. 3. Milzbrand. 4. Unterleibstyphus. 5. Diphtherie. 6. Wundstarrkrampf (Tetanus). 7. Influenza. 8. Tuberkulose. 9. Pest. 10. Cholera. 11. Rückfalltyphus. 12. Malaria. (1., 2., 3., 4., 5., 6., 8., 10., 11. in 600facher, 7., 9., 12. in 100facher Vergrösserung.)
Bakterien. 1. Streptokokken. 2. Staphylokokken. 3. Milzbrand. 4. Unterleibstyphus. 5. Diphtherie. 6. Wundstarrkrampf (Tetanus). 7. Influenza. 8. Tuberkulose. ...

[873] Tuberkulōse, Infektionskrankheit, bei der sich hirsekorngroße, graue, durchscheinende Knötchen (Tuberkeln) in verschiedenen Organen des Körpers bilden, verläuft entweder akut, oder chronisch. Der frische Tuberkel ist eine Anhäufung kleiner Rundzellen, die von einer oder mehrern großen Zellen (Riesenzellen) umschlossen sind. Er verwandelt sich bald im Innern zu einer käsigen Masse (Verkäsung), die verkalkt oder erweicht; dadurch entsteht das tuberkulöse Geschwür und die tuberkulöse Kaverne oder Höhle, die den Gesamtorganismus schädigen. Ursache der T. ist der von Rob. Koch entdeckte Tuberkelbazillus [Tafel: Bakterien, 8], der teils mit der Nahrung, teils mit verstäubtem Auswurf oder den beim Husten Schwindsüchtiger entstehenden Tröpfchen übertragen wird. Bei akuter allgemeiner Miliar-T. werden die Bazillen durch das Blut über den ganzen Körper verbreitet; von den lokalen T. ist die Lungen-T. die häufigste. (S. Lungenschwindsucht.) Tuberkulin (s.d.) zur Heilung der T. hat sich nicht bewährt, doch werden die Versuche, ein ähnliches brauchbares Präparat zu finden, namentlich von Behring fortgesetzt. Die T. ist diejenige Seuche, die dauernd die meisten Opfer an Menschenleben fordert. Zur Bekämpfung namentlich der Lungen-T. bestehen Lungenheilstätten (s. Volksheilstätten); auch finden zur Beratung geeigneter Abwehrmaßregeln internationale Tuberkulosekongresse statt (erster 1899 in Berlin, letzter 1905 in Paris). Knochen-, Drüsen- und Gelenk-T. erfordern chirurg. Behandlung. – Vgl. Cornet (1899), Goldschmidt (1904); Geschichte von Predöhl (1888); über den Stand der Tuberkulosebekämpfung in Deutschland vgl. die »Denkschrift« des Deutschen Zentralkomitees zur Errichtung von Lungenheilstätten (hg. von Fränkel, 1905), über Tuberkulosebekämpfung in Europa und Amerika Blumenthal (1905).

Daß die T. der Haustiere mit der des Menschen identisch und vom Tier auf den Menschen, z.B. durch die Milch, übertragbar sei, wird in der neuesten Zeit wieder bestritten. T. kommt bes. beim Rind und Schwein vor und befällt entweder die Lungen (Lungen-T., Lungensucht), den Darm und die Gekrösdrüsen, oder die Geschlechtsteile, von welchen Organen sie sich jedoch auch auf den übrigen Körper ausbreiten kann. Es entstehen in den befallenen Organen verkäsende oder vereiternde Knötchen (Tuberkeln) und größere Eiterherde, beim Rinde auch bindegewebige Wucherungen mit eingesprengten Käseherden auf Bauch- und Brustfell (Perlsucht, Franzosen, Franzosenkrankheit) und im Euter, das anschwillt. Diagnose am sichersten mit Tuberkulin (s.d.), das Fieber verursacht. Stark tuberkulöse Tiere sind zu töten, ihr Fleisch zu vernichten; Fleisch von lokal tuberkulösen wird auf der Freibank als minderwertig verkauft.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 873.
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